Solln:Dauerkonflikt ohne absehbares Ende

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Eine Warnung, die kaum hilft: Auf der Wilhelm-Leibl-Straße kommt es immer wieder, vor allem an den Kreuzungen, zu Unfällen. (Foto: Claus Schunk)

Mehr Poller, mehr Tempokontrollen: Anwohner der Bleibtreustraße und Wilhelm-Leibl-Straße fordern, dass die Stadt die Verkehrsverhältnisse an gefährlichen Brennpunkten im Viertel endlich verbessert

Von Jürgen Wolfram, Solln

Kürzlich hat es wieder gekracht. An der Kreuzung Wilhelm-Leibl-/Melchiorstraße übersah ein Autofahrer das Stopp-Schild und rammte einen anderen Wagen mit derartiger Wucht, dass sich dieser auf ein drittes Fahrzeug schob. Die Bergung der Verletzten soll fast 45 Minuten gedauert haben. Den Unfall als singuläres Ereignis abzuhaken, weigern sich manche Sollner. Sie sehen sich vielmehr in der Annahme bestätigt, die Verkehrsverhältnisse im Bereich der Wilhelm-Leibl-Straße, Muttenthalerstraße und Bleibtreustraße provozierten solche Vorkommnisse geradezu.

Und sie empören sich darüber, dass Kommunalpolitiker und Behörden seit Jahren keine ernsthaften Anstalten machten, die Situation zu entschärfen. Stattdessen würden "alternative Fakten" über die Unfallhäufigkeit und -heftigkeit verbreitet, kritisiert etwa Michael Kretschmer. Aus seiner Sicht nehmen außer Unachtsamkeit vor allem zwei Probleme zu: überhöhte Geschwindigkeit und die fatale Neigung vieler Autofahrer, über die Bürgersteige zu brettern, wenn's eng wird.

Ein anderer Anwohner-Sprecher, der in Sachen Verkehrssicherheit nicht locker lässt, ist Thomas Gilg. Er erinnert in einem Schreiben an das Kreisverwaltungsreferat an die ältere Forderung, wegen "ständiger Gehsteig-Überfahrungen mit Gefährdungen" mehr Poller aufzustellen. Stattdessen seien in der Bleibtreustraße unwirksame Halteverbotsschilder errichtet worden. Die Folge des Versäumnisses laut Gilg: An der Bleibtreustraße 19 und 28 würden "ständig Fahrzeuge ohne Hemmungen über Gehsteige" brausen und Passanten in Angst und Schrecken versetzen. Ähnlich schlimm wie solche Vorkommnisse sei, dass sich niemand dafür interessiere, moniert Gilg. Nicht zuletzt der Bezirksausschuss (BA) ignoriere stur die Verkehrsmisere in Alt-Solln.

Reinhold Wirthl (CSU), Sprecher des BA-Unterausschusses Verkehr, hat solche Vorwürfe stets zurückgewiesen. Wiederholt habe man sich die Situation angeschaut, betont er. Doch die Vorschläge der Anwohner - neben Pollern geht es auch um regelmäßige Tempokontrollen - seien nach Auskunft der Behörden in einer Ortsstraße schwer umsetzbar. Gilg widerspricht: "Die Straßennutzung über Jahre und Jahrzehnte entspricht nicht einer Ortsstraße, sondern einer Hauptverkehrsstraße." Tatsächlich sei von einer permanenten "qualifizierten Gefahrenlage und Belastung" auszugehen, "die Maßnahmen zur Verkehrssicherung sowie zur Beschränkung oder zumindest Entschleunigung des Durchgangsverkehrs rechtfertigt". Schleierhaft ist Gilg, wieso Poller an der Wilhelm-Leibl-Straße in größerer Zahl zulässig gewesen sind, in der Bleibtreustraße aber nicht. Wenn eine Verengung der Fahrbahn dafür Voraussetzung sei, müsse man diese eben auch hier vornehmen.

"Das einzige Bestreben des BA und der Verwaltung ist offenbar, unter allen Umständen einen chaotischen, überörtlichen Verkehrsfluss von mindestens 6000 Fahrzeugen pro Tag durch eine über 100 Jahre alt Ortsstraße zu erhalten", reibt Gilg dem Kreisverwaltungsreferat hin. Was "Ausdruck einer völlig verfehlten Verkehrspolitik auf dem Rücken und zu Lasten der Sollner Bürger" sei.

Der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln zeigte nach einem weiteren Vorstoß Gilgs in dieser Sache kürzlich wenig Neigung, das Thema erneut zu debattieren. Geeignete Antworten auf die Sollner Probleme müsse ein Verkehrsgutachten für den Stadtbezirk geben, hieß es in der jüngsten BA-Sitzung. Auf diese Studie warten die Bürger und Lokalpolitiker allerdings schon lang, nicht nur in Solln.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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