Solln:Café Kustermann vor dem Aus

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Pachtvertrag für Familienbetrieb endet unwiderruflich im April 2016

Von Jürgen Wolfram, Solln

Die Sollner werden bald sehr tapfer sein müssen, denn sie verlieren den süßen Mittelpunkt ihres Stadtviertels: Ende April 2016 schließt das Café Kustermann. Dann endet unwiderruflich der Pachtvertrag; der markante Pavillon der Confiserie an der Wolfratshauser Straße 224 wird voraussichtlich abgerissen. Eine Erbengemeinschaft will den Bau "mieterfrei" verkaufen und das benachbarte Restaurant "Al Pino" sowie eine denkmalgeschützte Villa an der Frans-Hals-Straße gleich mit. Konditormeister Thomas Ritz, seit 1994 Pächter des 1951 erbauten und 1997 renovierten Café-Pavillons, zieht sich ins Kustermann-Stammhaus an der Lindwurmstraße zurück. Der Sollner Ableger des produzierenden Traditionsbetriebes existiert seit 1931 und beschäftigt heute 35 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende. Für sie muss ein Sozialplan erstellt werden.

Das Café Kustermann mit seiner Eisdiele und seinen Tischen auf dem Vorplatz ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt. Für seinen Kuchen stehen die Leute - Ritz schätzt den Anteil der Stammkunden auf 80 Prozent - mitunter Schlange. Der Konditormeister hat selbst in dem Familienbetrieb gelernt, sein einstiger Lehrmeister Karl Heinz Kustermann ist 2014 verstorben. Vor 22 Jahren hat Thomas Ritz sich selbständig gemacht, übernahm schließlich den Handwerksbetrieb. Das Café mit seinem rotundenartigen Eingangsbereich ist im Süden von München derart bekannt, dass zeitweise eine Bushaltestelle nach ihm benannt wurde. Aus Konkurrenzgründen musste dies später korrigiert werden.

Ritz, den im Stadtviertel viele auch als Vorstandsmitglied des Gewerbevereins "Wir Sollner" kennen, spricht mit Wehmut von einer "markanten Veränderung", wenn er an den bevorstehenden Abriss des Cafés denkt. Und das nicht nur, weil es geschäftlich noch lukrativer ist als das Stammhaus an der Lindwurmstraße.

Ein Fünkchen Hoffnung hat der 49-Jährige noch, dass der künftige Eigentümer, über den ihm nichts bekannt ist, in seinem wie auch immer gearteten Neubaukomplex an der Wolfratshauser Straße ein Plätzchen frei hat für ein Café. "Doch selbst dann bliebe die Frage, ob die Höhe der Miete für uns darstellbar ist", sagt Ritz. In der Regel sind Mieten in Solln exorbitant hoch.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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