Solln:Anwohner atmen auf

Lesezeit: 2 min

Nach anhaltenden Beschwerden über nächtlichen Lärm, Geruchsbelästigungen und zugeparkte Einfahrten schließt das Kreisverwaltungsreferat eine Shisha-Bar an der Drygalski-Allee

Von Jürgen Wolfram, Solln

Monatelang haben sich die Bewohner des Deba-Hochhauses an der Drygalski-Allee über die Shisha-Lounge ("BarOn") in ihrem Erdgeschoss beschwert. Nächtlicher Discolärm, zugeparkte Einfahrten, Rauchbelästigung - der Ärger schien trotz permanenter Polizeikontrollen kein Ende zu nehmen. Jetzt hat es auch dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) gereicht: Die Behörde entzog dem Pächter der Bar zu Monatsbeginn die Betriebserlaubnis. Zur Begründung wird "Unzuverlässigkeit" angegeben. Was, wie das KVR auf Anfrage präzisiert, durchaus mehrere Deutungen zulasse. Das gaststättenrechtliche Verdikt bezieht sich also möglicherweise nicht allein auf die Häufigkeit verhängter Bußgelder.

Wie der Gastronomiebetrieb an der Drygalski-Allee 118 künftig genutzt wird, steht noch nicht endgültig fest. Im Gespräch ist eine Tapas-Bar, eine Variante, die den Kriterien einer Schank- und Speisewirtschaft wieder näher käme als die auch baurechtlich umstrittene Shisha-Lounge. Der Sprecher der Hausbewohner, Hans-Ulrich Gräger, kommentiert die Entwicklung mit vorsichtiger Erleichterung. Für ihn, der die Betriebsart Shisha-Bar im vorliegenden Fall nie für konzessionsfähig gehalten hat und der Stadt bis heute "rechtlich unhaltbare Normverletzungen" vorwirft, besteht nun die Chance auf eine Verbesserung der Verhältnisse. Noch müsse sich aber erweisen, ob es sich bei der Umwandlung in ein Restaurant nicht um Etikettenschwindel handelt. "Wenn das mit dem Lärm bis 5 Uhr nachts so bleibt, ist nichts gewonnen, selbst wenn künftig Tapas-Bar über dem Eingang steht", sagt Gräger. Mit dem Grundbuch und der Teilungserklärung sei allenfalls ein Betrieb bis 24 Uhr vereinbar. Und Merkmale einer Vergnügungsstätte, wie sie die Shisha-Bar oder das unlängst eröffnete "Muhi" nebenan gehabt hätten, dürfe der künftige Gastronomiebetrieb keinesfalls mehr aufweisen.

Schlimm genug bleibt laut Gräger, dass sich an der wilden Autoparkerei rund ums Deba-Hochhaus vermutlich nichts ändern werde. Sie sei eine Fehlentwicklung, die auf einem Missverständnis basiert: "Ursprünglich waren unsere Einrichtungen nur für die Bewohner der Parkstadt Solln gedacht, und der Parkplatzbedarf entsprechend berechnet worden. Doch inzwischen kommt ein Großteil der Besucher von sonst woher."

Hans-Ulrich Gräger hätte eigentlich erwartet, dass die Shisha-Bar vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung geschlossen wird und nicht aufgrund gaststättenrechtlicher Zweifel. Doch das Planungsreferat hatte allen Protesten zum Trotz wiederholt betont, dass es die Lounge nicht für eine Vergnügungsstätte im Sinne der Baunutzungsverordnung hält.

Einerlei, in der Parkstadt Solln ist ein Aufatmen zu spüren. Obwohl sich zugleich Stimmen mehren, die fragen, wo sich die ausgehfreudige Jugend des Viertels künftig treffen soll. Shisha-Bars jedenfalls scheinen keine vertretbare Option mehr zu sein. Kürzlich erst ist eine Studie veröffentlicht worden, die belegt, dass der Nikotingehalt von Wasserpfeifen denjenigen der Zigaretten noch deutlich übertrifft. In Wasserpfeifen wird der Tabak nicht verbrannt, sondern mit Befeuchtungsmitteln angereichert und durch glühende Kohlen zum Schwelen gebracht. Dass der dabei einstehende Dampf weniger schädlich sei als Tabakrauch, sei ein verbreiteter Trugschluss, heißt es in der Expertise. In einigen Bundesländern sollen Shisha-Bars bereits verboten worden sein, hat Hans-Ulrich Gräger herausgefunden. Wobei ihm und den anderen Wohnungseigentümern im Deba-Hochhaus mehr oder weniger egal ist, ob das Ende der "BarOn" gesundheitspolitisch, bau- oder gaststättenrechtlich besiegelt wurde. Hauptsache, der Spuk sei vorbei.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: