Sie ist funktionslos:Quell des Verdrusses

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Waten an der Würm: Ein Seitenarm des Flusses unweit der Servetstraße versorgt die Kneipp-Anlage mit Wasser. Oft funktioniert das aber nicht. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Kneipp-Anlage an der Würm in Allach ist entweder gefährlich voll oder derart leer, dass die Fische sterben. Der Bezirksausschuss fordert von der Stadt, das Becken unabhängig von den Pegelständen benutzbar zu machen

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Eigentlich gilt Wassertreten als sehr gesund. Es soll die Abwehrkräfte stärken, den Kreislauf anregen, die Durchblutung fördern und, abends angewandt, wohltuend auf das Einschlafen einwirken. Die Kneipp-Anlage an der Würm in Allach wirkt dagegen alles andere als gesundheitsfördernd. Sie führt bei den zuständigen Betroffenen im Stadtbezirk regelmäßig zu bedenklich hohen Blutdruckwerten und hat jetzt auch zum Tod von Fischen beigetragen.

Denn seit das Kneipp-Becken unweit der Servetstraße vor zwölf Jahren feierlich eröffnet wurde, habe die Anlage nie richtig funktioniert, wie Klaus Trapp, der sie als Anwohner gut kennt, wiederholt festgestellt hat. Entweder ist kein Wasser im Becken, so dass auch noch die dort befindlichen Fische sterben, oder die Anlage führt so viel Wasser, dass sie nicht zu nutzen und für Kinder gefährlich ist. Den Grund dafür sieht Klaus Trapp in einem vollkommen unzureichenden Wasserzufluss.

Er fordert, wie auch der Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing, die Stadt erneut auf, entweder einen Wasserzufluss einzubauen, der unabhängig vom Pegelstand des Seitenarms der Würm funktioniert. Oder aber das Becken zuzuschütten. Und dieses Mal hat es etwas Endgültiges. Immer wieder habe die Stadt nachgebessert, zuletzt sei das Loch für den Zulauf in der Wehranlage vergrößert worden - ohne Erfolg. Trapp schätzt, dass alles zusammengenommen bisher an die 100 000 Euro an Steuergeldern gekostet haben dürfte.

Die Kneipp-Anlage speist sich aus dem Seitenarm der Würm, an der auch ein hölzernes Wehr liegt, das den Hauptstrom vom Nebenarm trennt. Wird das Wehr geschlossen, um das Kraftwerk anzutreiben oder aus anderen Gründen, geht der Wasserstand im Seitenarm zurück. Und wenn dieser nicht genügend Wasser führt, kann er die Kneipp-Anlage nicht versorgen. So auch bei einer Veranstaltung mit schwimmenden Plastikenten auf der Würm im Oktober, bei dem das Holzwehr zugemacht worden sei. An die 70 Jungfische, bedrohte Arten wie Barben, Bachforellen, Schneider-Schwarmfische und Mühlkoppen sind laut Fischereiaufseher Markus Edelberg daraufhin an Wassermangel zugrunde gegangen. Er hat deswegen Anzeige gegen Unbekannt bei der Unteren Naturschutzbehörde erstattet. Die Veranstalter treffe keine Schuld, sagt er. Sie hätten nichts über die Folgen wissen können.

Wie der BA hat auch der Fischereiaufseher schon mehrmals Vorschläge eingereicht, um das Problem zu beheben. Zwar sei ein größeres Zulaufloch in das Wehr eingebaut worden, das kleinere aber geschlossen worden; doch eines allein genüge nicht, berichtet er. Dabei würde es reichen, in den Seitenarm kurz nach dem Kneipp-Becken eine kleine Staumauer einzusetzen, um immer Restwasser zu haben. 30 Zentimeter Höhe würden genügen, und es wäre kostengünstig.

Einige Lokalpolitiker aus dem Bezirksausschuss plädierten in der Sitzung dafür, die Kneipp-Anlage lieber gleich zuzuschütten, weil sie auch "überhaupt nicht angenommen" werde, wie Walter Stach (CSU) sagt. Davon wollte Friedrich Schneller (SPD) nichts wissen. Die Anlage sei verglichen mit anderen ihrer Art wunderbar und schön gestaltet und werde in heißen Sommern von vielen Eltern mit Kleinkindern besucht. "Wir sollten sie nicht so ohne Weiteres aufgeben und ihr noch mindestens zwei Jahre Bewährung geben", forderte er. Grünen-Sprecher Falk Lamkewitz sagte, man habe die Stadt immer wieder auf das Problem hingewiesen und ihr erklärt, wie ein konstanter Wasserzufluss zu erreichen sei. Die Anlage sei eigentlich immer trocken, konstatierte er. Wenn das Wehr hochgefahren sei, liege das offene Loch oberhalb des Wasserspiegels - genauso wie bei normalem Pegelstand.

Schließlich einigte man sich auf den Vorschlag der BA-Vorsitzenden und CSU-Stadträtin Heike Kainz, noch einen Versuch zu unternehmen. "Wir werden eine Planung fordern, die unabhängig von den Pegelständen funktioniert", sagte sie. "Und wir sollten der Stadt auf jeden Fall dazu schreiben, wie sie es machen soll", fügte Henning Clewing von der FDP hinzu.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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