Sendling/Westpark:Mehrwert auf dem Deckel

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Stadtteilpolitiker in Sendling-Westpark fordern Studie zur Rentabilität einer Einhausung der A 96

Von Berthold Neff, Sendling/Westpark

Mit Kosten von etwa einer halben Milliarde Euro muss man wohl rechnen, wenn man die Lindauer Autobahn A 96 auf ihrer innerstädtischen Trasse unter einem Deckel verschwinden lassen will. Die Studie, die klären soll, ob eine solche Vision überhaupt machbar ist, kostet nur einen Bruchteil davon und soll so schnell wie möglich starten. Der Bezirksausschuss Sendling-Westpark verabschiedete am Dienstagabend einstimmig eine Stellungnahme, in der ein "straffes Zeitmanagement mit klaren Meilensteinen" für diese Studie gefordert wird.

Spätestens 2019, so die einhellige Meinung, sollte klar sein, unter welchen Bedingungen und mit welchen Kosten die Einhausung der Autobahn verwirklicht werden kann, damit die Menschen entlang der Trasse aufatmen können. Da die Landeshauptstadt München die Kosten eines solchen Projekts wohl alleine tragen müsste, sei man darauf angewiesen, den Deckel über der 4,2 Kilometer langen Trasse durch möglichst hohe Erlöse aus dem Verkauf neuer Flächen entlang der Autobahn zu finanzieren. Dieser Gewinn an neuen, vielfältig nutzbaren Flächen neben und auf der Autobahn müsse der zentrale Punkt der Prüfung sein, so das Stadtviertel-Gremium. Explizit sei auch zu untersuchen, ob man im Zuge des Projekts neue Park-and-Ride-Flächen schaffen könne. Wer dort parke und auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteige, erspare der Stadt unnötigen Verkehr und reduziere die Lärm- und Abgasprobleme.

Quer durch die Fraktionen ist man sich im Klaren darüber, dass dieses Vorhaben nur dann Chancen hat, wenn es hohen städtebaulichen Nutzen bringt. Wenn also zum Beispiel auf dem Deckel neue Flächen für Sport entstehen, wenn neues Bauland entlang der Autobahn ausgewiesen werden kann. Dies alles solle daher eingehend geprüft werden. Gegebenenfalls sei in Teilprojekten detailliert zu untersuchen, wie man einen solchen oberirdischen Mehrwert generieren kann, während die Autos unter der Haube weiterrollen.

Die Stadtviertel-Vertreter wollen von den Experten ständig auf dem Laufenden gehalten werden. Sollte sich bereits früh herausstellen, dass eine Einhausung nicht einmal in Teilbereichen Aussicht auf Erfolg hat, müsse man nach neuen Lösungen suchen. Dann sollte die Stadt an den für die Autobahnen zuständigen Bund und an den Freistaat herantreten, um Maßnahmen zum Schutz der Anwohner zu fordern.

Zu prüfen seien dann auch zusätzliche Lärmschutzwälle, denn der bisherige am Rubihornweg erfülle seine Funktion nur teilweise. Grund dafür dürfte sein, dass der Rubihornweg von der Garmischer Straße Richtung Westen ansteigt, sodass der Wall erst nach der Hausnummer 40 der Schochenbergstraße seine Schutzwirkung entfaltet. Die Reihenhäuser auf diesem Abschnitt seien deshalb nachts einem zu hohen Pegel von 57 Dezibel ausgesetzt. Hinzu komme, dass der Verkehr seit der Eröffnung des Tunnels Südwest dort zugenommen habe. Die nun anstehende Verkehrszählung werde bestätigen, dass nun mehr Grundstücke als bisher mit überhöhtem nächtlichen Lärmpegel belastet seien.

Und die Lokalpolitiker erneuern ihren Vorschlag, wie spürbare Verbesserungen sogar zum Nulltarif möglich wären - mit einer Reduzierung des Tempolimits von bisher 80 auf 60 Kilometer pro Stunde. Bisher hätten die Stadt und die Autobahndirektion Süd dies verweigert, obwohl ein niedrigeres Tempo auf dem Autobahnzubringer zwischen Garmischer Straße und Westendstraße vielen Anwohnern der Schochenbergstraße Entlastung bringen würde. Und eines noch zum Schluss: Geholfen wäre den Anwohnern auch, wenn die Hecken entlang des Rubihornwegs weniger drastisch gestutzt würden. Denn im Sommer schirmt das Laub wenigstens einen Teil des Lärms ab.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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