Sendling-Westpark:Wenn ein Dino im Schlafzimmer steht

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Luftig, aber laut: das Open-Air-Kino auf der Seebühne. (Foto: Florian Peljak)

Die Anwohner des Westparks klagen über viel zu laute Vorstellungen des Open-Air-Festivals "Kino, Mond und Sterne"

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

"Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden " - das wusste Wilhelm Busch schon im Jahre 1872. Das bekannte Zitat des großen Humoristen wurde am Dienstagabend auch im Bezirksausschuss Sendling-Westpark bemüht, wobei Alfred Schmidt (SPD) zu bedenken gab, dass Busch heute, im Zeitalter der Verstärker und Lautsprecher, wohl ganz andere Töne angeschlagen hätte. Mehrere Anwohner waren erschienen, um beredt Klage zu führen über den Lärm, der aus dem Westpark zu ihren Wohnungen an der unmittelbar daran angrenzenden Preßburger Straße schallt. Insbesondere zwei Lärmquellen haben die Anwohner ausgemacht, nämlich das Open-Air-Festival "Kino, Mond und Sterne" sowie diverse Veranstaltungen im Wirtshaus am Rosengarten.

Das Kino auf der Seebühne lockt bereits seit 20 Jahren die Zuschauer in den Westpark. 1995, im ersten Jahr, gab es nur sechs Vorstellungen, später wurde das Open-Air-Spektakel in zwei Etappen mit einer Pause dazwischen abgewickelt. In diesem Jahr liefen die Filme allerdings nonstop. Start war am 3. Juni, erst am 6. September ist Schluss - das sind 96, für die Anwohner manchmal ziemlich lange Nächte.

Am Mittwoch, 27. Juli, lief zum Beispiel "Jurassic World", dem (so die Werbung) "Showdown mit dem miesesten Dino, den man sich vorstellen kann". Eine Anwohnerin resümierte: "Du willst schlafen, und dann steht der Dino im Schlafzimmer." Da die Filme erst bei Einbruch der Dunkelheit starten, dauern sie oft bis nach Mitternacht. Betreiber Peter Mopils bittet zwar darum, beim Verlassen des Parks "auf die Nachtruhe der direkten Anwohner Rücksicht zu nehmen", hat aber bisher die Lautstärke nicht entscheidend reduziert. Da es im Westpark insgesamt oft laut zugehe, ertönten schnell die Lauter-Rufe, wenn er den Pegel runterfahre. Mopils selbst hat sich auf Einladung von Anwohnern schon davon überzeugen können, wie der Sound in der Nachbarschaft ankommt. Er habe, so berichtet es eine der Anwohnerinnen, über den erheblichen Lärm gestaunt.

Am Samstag, 11. Juli, kam zu dem allgemeinen und dem Kino-Lärm noch die Geräuschkulisse des Sommerfestes im Wirtshaus am Rosengarten hinzu. Gegen Abend spielte die Saragossa-Band, danach gab es ein halbstündiges Feuerwerk samt Lasershow und zum Schluss auf der Seebühne die Musik-Doku "A Musi und a Bier" über La Brass Banda. Ingrid Mitkin (SPD) hat sich das angeschaut. Sie zeigte wenig Verständnis für die Lautstärke der Band - "falls man das überhaupt als Musik bezeichnen kann" - und fand es auch überflüssig, das Feuerwerk noch mit lauter Musik zu untermalen.

Im Bezirksausschuss (BA) nimmt man die Klagen der Anwohner ernst, zumal nach dem Sommerfest bei der Polizei mehr als 40 Beschwerden wegen der Lautstärke eingingen. Maria Hemmerlein (Grüne) will nun als erstes die Lärmprotokolle sehen, um das Ausmaß der Belastung zu erkennen. Man will mit allen Beteiligten reden und bei einer Anhörung auch Experten vom Referat für Gesundheit und Umwelt sowie vom Kreisverwaltungsreferat konsultieren. Möglicherweise, so hieß es, seien die Grenzwerte zu hoch.

Daran, dass der Westpark für die Bürger und die Kultur geöffnet bleiben muss, will man festhalten. Es müsse aber, sagten CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel ebenso wie der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD), strikte Lärmkontrollen und eine effektive Aufsicht geben. Zunächst aber steht für Freitag, 21. August, die nächste Geduldsprobe an. Es läuft "Der Hobbit" als komplette Trilogie. 474 Minuten Film, knapp acht Stunden.

© SZ vom 13.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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