Sendling:Vom Wunsch zur Wirklichkeit

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Sendling richtet einen Fonds ein, aus dem Kinder und Jugendliche Geld bekommen, um eigene Projekte umzusetzen

Von Jorid Engler, Sendling

Lokalpolitik ist nicht nur Sache der Erwachsenen: Das gilt zumindest in Sendling, wo es von diesem Jahr an einen Kinder- und Jugendfonds gibt. Sendling ist nach Aubing-Lochhausen-Langwied der zweite Stadtbezirk, in dem Kinder unter dem Motto "Lasst uns mal ran!" Unterstützung für Projekte beantragen können. "Für Kinder sind Antragsformulare irre langweilig", sagt René Kaiser (Grüne), Kinder- und Jugendbeauftragter im Sendlinger Bezirksausschuss (BA). Der Verein Kultur und Spielraum hat deshalb Formulare entwickelt, in denen nur die einfachsten Fragen beantwortet werden müssen, so Kaiser: "Wer bin ich? Was will ich machen? Was bringt es für andere Kinder in meinem Stadtteil?" Und auch: Wie viel kostet das Projekt?

Einstimmig haben die Lokalpolitiker im BA Sendling 2500 Euro jährlich für die kommenden drei Jahre bewilligt. Kinder mit einer guten Idee werden mit bis zu 250 Euro unterstützt. Für die Organisation des Fonds und für sein Engagement als Kinder- und Jugendbeauftragter bekam Kaiser sogar Lob von der CSU.

Im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied gibt es den Fonds schon seit sieben Jahren. Überwiegend Jugendliche haben dort etwa 30 Anträge eingereicht und umgesetzt. Dass die Jugendlichen bei der Realisierung ihres Projekts selbst Hand anlegen, ist den Organisatoren wichtig. "Hier gibt man nicht einfach einen Wunsch ab und jemand anderes kümmert sich darum", unterstreicht Marion Schäfer, die den Jugendfonds für den Verein Kultur und Spielraum betreut. Eines der ersten Projekte war eine Parkbank für die Jugendlichen an der Wiesentfelser Straße, erinnert sich Dagmar Mosch (Grüne), die den Fonds als damalige Kinder- und Jugendbeauftragte in Aubing mitinitiierte. Das Baureferat hatte Bänke ohne Lehne aufgestellt. Die Jugendlichen bestanden aber auf Lehnen - um sich dort draufzusetzen. "Auf so eine Idee kommt kein Erwachsener", sagt Mosch. Um solche kleinen, praktischen und schnellen Sofortmaßnahmen geht es beim Jugendfonds. Und die Jugendlichen rechnen meist sehr genau aus, wie viel ihr Projekt kosten wird. "Die Antragssteller waren immer sehr bescheiden", resümiert Projektleiterin Schäfer und fügt hinzu, dass das Budget in Aubing meist nicht vollständig ausgeschöpft wurde. Außerdem gehöre auch das Scheitern mancher Vorhaben dazu, denn die Kinder sollen merken, dass Demokratie manchmal anstrengend sein kann und man an einer Sache dranbleiben muss.

Der Kinderfonds ist ein Instrument, mit dem das Gefühl der Kinder für Teilhabe und Demokratie gefördert werden soll. Lokalpolitikerin Mosch hält solche Projekte für wichtig, denn in Familien und Schulen werde ein Verständnis für Demokratie häufig nicht vermittelt. Ihr Kollege in Sendling, René Kaiser, muss sich darauf einstellen, dass der Jugendfonds viel Arbeit bedeutet, erklärt Mosch. Der Einsatz vor Ort sei gefragt, um in Jugendtreffs und Schulen über den Fonds aufzuklären. Und auch das Gespräch mit den Referaten der Stadt müsse immer wieder gesucht werden. Denn für Partizipation braucht es dort Schnittstellen mit Ansprechpartnern, an die sich Kinder und Jugendliche mit ihren Wünschen wenden können.

In Sendling startet der Kinder- und Jugendfonds am Montag, 9. April. Dann werden bis Mittwoch, 6. Juni, Anträge gesammelt, in denen Kinder ihre Ideen für Verbesserungen im Stadtviertel formulieren. Eine Jury-Sitzung, in der die Kinder über die Projektanträge entscheiden, folgt am Mittwoch, 20. Juni. Auf diese Weise teilen sie sich das Budget, das der BA zur Verfügung gestellt hat, selbst ein.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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