Sendling:Studentenwohnungen auf Japanisch

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Neuer Investor hält am Entwurf der Architekten aus Tokio fest, das alte Gebäude an der Brudermühlstraße wird abgerissen

Von Birgit Lotze, Sendling

Studentenwohnen auf Japanisch - das architektonisch ungewöhnliche Projekt der Südhausbau an der Brudermühlstraße 126 bis 130 sollte schon fertig sein. Doch immer noch steht ein maroder Altbau auf dem Areal am Mittleren Ring, mit Brettern vernagelt. Jetzt hat der Eigentümer, die Münchner Südhausbau KG, den gesamten Block abgestoßen. Der neue Eigentümer, die Strabag Real Estate, eine Tochter des Straßenbau-Marktführers Strabag, will noch in diesem Jahr mit dem Abriss beginnen und hat zugesichert, am Studentenwohnheim festzuhalten.

Der alte Bau in exponierter Lage am U-Bahnhof Brudermühlstraße steht seit mehr als zwei Jahren leer: 58 Wohnungen, ein Laden, ein Lokal und ein paar Lagerräume. Was passiert ist, darüber will die Südhausbau nicht sprechen. Sarah Salecker, die für die Projektentwicklung zuständig war, sagt, dass "firmeninterne Veränderungen" die Voraussetzungen geändert hätten. Vermutungen, dass die statische Ausgangslage wegen der U-Bahn und des Brudermühltunnels zu kompliziert gewesen sei, wies Sarah Salecker als "Gerücht" zurück. Es sei alles machbar, sagte sie. "Alles Kostensache." Selbstverständlich verursache der Tunnel zusätzlichen Aufwand. Doch die Strabag kenne sich aus mit Tiefbau. "Für das Projekt kann es gar nicht besser laufen."

In Sendling wurde die Nachricht vom baldigen Abriss begrüßt. "Wir wollen, dass der Neubau möglichst bald dasteht", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses, Ernst Dill (SPD). Das alte Gebäude stehe bereits zu lange leer, hier werde Wohnraum verschwendet. Es vergehe keine Woche, in der er nicht von Sendlingern darauf hingewiesen werde, dass Flüchtlinge angesichts der angespannten Lage dort zumindest ein Dach über dem Kopf finden sollten.

Dass die Strabag Real Estate die Baugenehmigung gleich umsetzt, ist dennoch zu bezweifeln. Denn die Strabag sei zwar "sehr überzeugt" von dem Konzept, aber sie wollen ihre "eigene Handschrift mitbringen", sagt der Münchner Bereichsleiter Marcus Müller. Es gehe um Feinheiten, man wolle "ein Stück weit optimieren". Der Zeitrahmen stehe noch nicht fest, "aber wir werden in diesem Jahr sicherlich noch beginnen".

Die Pläne für die Wohnanlage hatten in der Stadtgestaltungskommission vor zwei Jahren großen Anklang gefunden. Bogenförmige Öffnungen im Erdgeschoss, viele Erker über die Fassade verteilt, oben ein mächtiger Dachaufbau an der Ecke Brudermühlstraße und Thalkirchner Straße, so hatte das Büro "Atelier Bow-Wow" aus Tokio seine Entwürfe präsentiert. Allerdings wurden die Pläne überarbeitet, die Baugenehmigungsbehörde hielt das Dach für zu hoch, die Erker für zu ausgeprägt.

Die Spezialität des japanischen Büros ist das Bauen in dicht besiedelter Umgebung. Die Planer entwickeln häufig eigenwillige, aber funktionale kleine Häuser und haben sich auch mit Wohnkomplexen einen Namen gemacht. Die zwei Architekten sollen sich für das Sendlinger Studentenprojekt München sehr genau angesehen haben. Vor allem Erker sollen ihnen besonders aufgefallen sein - an Alt- und an Neubauten. Geplant sind Apartments, Doppelzimmer und Zimmer für Wohngemeinschaften. Insgesamt 266 Studenten sollen einziehen können.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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