Sendling:Frischer geht's nicht

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Markthallen-Chef Boris Schwartz verteidigt das Angebot in der Sendlinger Sortieranlage

Von Birgit Lotze, Sendling

Die Markthallen München haben auf die jüngste Forderung der Sendlinger Stadtteilpolitiker reagiert, sie wollten ein größeres Angebot von Frischwaren, Obst und Gemüse in der Sortieranlage. Die geforderten Waren würden ja bereits angeboten, heißt es in dem Antwortschreiben der Markthallen. Wenn auch vielleicht nicht in dem gewünschten Ausmaß. Auch gebe es keinen Internetverkauf, so wie bei dem ehemaligen Ladenmieter. Der italienische Feinkosthändler verkaufe ausschließlich aus dem Laden heraus. Doch der Geschäftsmann sehe zwei Hürden, die ein "dauerhaft größeres Angebot verhindern", heißt es im Schreiben von Markthallen-Chef Boris Schwartz. Angesichts hoher Temperaturen im Sommer hätten die Frischwaren - ohne Kühlsystem - bereits am frühen Nachmittag nicht mehr verkaufsfähig ausgesehen. Basisprodukte habe der Händler auch im Sommer vorgehalten. Nun, in der kühleren Jahreszeit, wolle der Geschäftsmann das Sortiment nachfrageorientiert erweitern.

Die zweite Hürde: Die Nahversorgung im Viertel sei bereits gewährleistet, ein Ausbau an Frischeprodukten deshalb wirtschaftlich schwierig. Der Laden werde fast ausschließlich von Anwohnern der nächsten Umgebung genutzt. In der Regel erledigten seine Kunden den Wocheneinkauf an Obst und Gemüse woanders, sie würden eher einzeln nachgefragt. Boris Schwartz fordert den Bezirksausschuss (BA) in dem Schreiben auf, mit dem Hinweis darauf, dass es sich dabei ja um eine "Herzensangelegenheit" des BA handle, beizutragen, die Nachfrage zu steigern. Die Markthallen seien jedenfalls froh, mit diesem Händler einen tüchtigen Kaufmann gefunden zu haben, der nun endlich die gewünschten Waren anbiete. Die Markthallen würden sicher keinen Einfluss auf ihn ausüben, "der eine wirtschaftlich nicht zu vertretende Aufstockung bezwecke".

Seit Jahren gibt es Streit um die ehemalige Sortierhalle vor den Toren des Großmarkts. Vor allem die Belegung des ehemaligen Obst- und Gemüsehändlergeschäftes, der Laden 3, ist dem Sendlinger BA ein Dorn im Auge. Denn die Markthallen ließen ihn zunächst über Jahre leer stehen und vermieteten ihn dann - nach mehreren Aufforderungen der Lokalpolitiker, dort wieder einen Gemüseladen einzurichten - an einen Internet-Shop. Der ist inzwischen ausgezogen, der italienische Feinkosthändler übernahm in diesem Jahr.

Im Jahr 2009 hatte das Kommunalreferat die Sortieranlage geräumt. Damals hieß es, das Dach drohe einzustürzen. Nach der Räumung konnten nicht alle Händler zurückkehren, die Markthallen, die dem Kommunalreferat zugeordnet sind, wurden mit der Sanierung der Läden lange nicht fertig. So musste etwa der Fischhändler mehr als fünf Jahre im Container ausharren, bevor er wieder einziehen konnte. Der damalige Obsthändler, der ebenfalls vor der Sortieranlage aus einem Stand heraus verkaufte, überstand die langfristige Übergangslösung wirtschaftlich nicht.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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