Sendling:Der Preis des Blutes

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Die australische Künstlerin Fiona Davies im Klohäuschen

Die australische Künstlerin Fiona Davies hat Anfang der Nullerjahre viel Zeit im Krankenhaus von Sydney bei ihrem todkranken Vater verbracht. Zu den Ritualen des Klinikalltags gehörten damals massive Bluttransfusionen. Während der viereinhalb Monate, die ihr Vater auf der Intensivstation verbrachte, begann sich Fiona Davies, Jahrgang 1955, mehr und mehr für die Blutindustrie zu interessieren - sowohl für die legalen als auch für die schwarzen Märkte im Zusammenhang mit "Bioprodukten" wie Blut, aber auch Organen, Eizellen und Sperma. Kurz, sie recherchierte zum Thema "Self-Sale": Was bringt Menschen dazu, Teile ihres Körpers zu verkaufen? Davies nennt sie "Price Taker", die Preisnehmer, die keine Kontrolle darüber haben, was ihr Blut auf dem Markt wert ist und wie viel sie dafür bezahlt bekommen. Ein Markt, der nicht unähnlich dem der Agrarindustrie funktioniert, in dem multinationale Konzerne als "Price Maker" die Spielregeln diktieren.

Mit seiner Nähe zum Großmarkt ist das ehemalige Klohäuschen an der Ecke Oberländer- und Thalkirchner Straße idealer Ausstellungsort für Fiona Davies Installation "Price Taker". Die Australierin ist derzeit Stipendiatin in der Villa Waldberta am Starnberger See, bis zum Dienstag, 7. Juni, wird sie nun auch die acht Quadratmeter von Münchens vielleicht kleinster Galerie als Artist in Residence nutzen können. In Australien hatte sie für ihre Installation "Price Taker" Styropor-Boxen übereinander geschichtet, die üblichen Transportbehältnisse für Blut und Blutplasma. Aus Lautsprechern dröhnten Auktionsgeräusche. Wer bietet mehr.

Davies' Schau im Klohäuschen ist an den Samstagen und Sonntagen, 21./22. Mai und 28./29. Mai, jeweils von 15 bis 17 Uhr und am Dienstag/Mittwoch, 26. / 27. Mai jeweils von 7 bis 10 Uhr geöffnet. An den Dienstagen 24./ 31. Mai und 7. Juni gibt es jeweils von 21 bis 21.30 Uhr Videos im Klohäuschen zu sehen.

© SZ vom 21.05.2016 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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