Schwanthalerhöhe:Verfrühtes Anzapfen

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Jubiläumsfest zu 150 Jahren Freiwillige Feuerwehr auf der Wiesn

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

Wer kann, nimmt gleich für zwei Wochen Reißaus. Für jene Anwohner, die bleiben, ist die Wiesn eine Zeit der extremen Belastung. Die angrenzenden Bezirksausschüsse wachen daher mit Argusaugen darüber, dass die Grenzen der Zumutungen nicht überschritten werden. Doch jetzt feiert die Freiwillige Feuerwehr München, die heuer in großem Stil ihr 150-jähriges Bestehen begeht, am Abend des 11. September, also sechs Tage vor dem offiziellen "O'zapft is!", ein "Dankeschön-Fest" für alle Helferinnen und Helfer - im Marstall-Zelt, mit Bier und mit Musik der Oktoberfestband Münchner Zwietracht.

Das für die Wiesn zuständige Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) hat "aufgrund des besonderen Jubiläums einer verdienten städtischen Institution" die Genehmigung erteilt. Es sieht darin keinen Präzedenzfall, auf den sich künftig auch private Veranstalter berufen könnten. Es handle sich eine einmalige Ausnahme, eine "stadtinterne Veranstaltung", zu der nur die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr München und Vertreter der Stadt geladen seien. An der grundsätzlichen Linie, dass auf dem Festgelände keine Veranstaltungen vor Wiesn-Beginn stattfinden sollen, "ändert sich auch in Zukunft nichts", versichert RAW-Sprecher Wolfgang Nickl.

In der Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt ist man über die verfrühten Festzelt-Rummel gar nicht begeistert. Und auch die grünen Stadtviertelpolitiker auf der Schwanthalerhöhe kritisieren diese "schleichende Ausdehnung" der Wiesn, die ohnehin wegen des Feiertages am 3. Oktober 17 Tage und im kommenden Jahr sogar 18 Tage dauern wird. "Die Feuerwehr leistet bestimmt tolle Arbeit", erklärte Florian Kraus, "aber das tun Hunderttausende andere Ehrenamtliche auch. Soll man jedem, der ein Jubiläum feiert, ein Wiesn-Zelt zur Verfügung stellen? Wir sollten da hart bleiben." Man könne das Fest genauso gut im Alten Rathaussaal feiern, ergänzte Daniel Günthör - ein Vorschlag, der am Zuhörer-Tisch mit beifälligem Nicken quittiert wurde.

SPD und CSU sehen das wohlwollender und setzten ihre Sicht der Dinge dann mit einer Stimme Mehrheit auch durch. "Ein 150. Jubiläum findet nicht jeden Tag statt, und ehrenamtliches Engagement muss man würdigen", fand der CSU-Fraktionssprecher Thomas Hofstätter. Den Zapfhahn zudrehen könnten die Stadtviertelpolitiker ohnehin nicht, sie dürfen nur Stellung beziehen. "Das Fest findet auf jeden Fall statt", sagt Nickl.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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