Schwanthalerhöhe:Nass gemacht

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Die Idee einer Wasserdusche gegen die Luftverschmutzung am Mittleren Ring lässt die Lokalpolitiker ratlos zurück

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

Sollte es wirklich so simpel sein, die Schadstoffbelastung entlang des Mittleren Rings zu reduzieren, indem man Feinstaub und Stickstoffoxide quasi aus der Luft einfach wegduscht? Bei der Münchner Umweltreferentin Stephanie Jacobs ist der Ingenieur und Patentanwalt Patrik Lachmair aus dem Westend mit seinem technischen Lösungsvorschlag nicht recht gelandet, daher versuchte er es jetzt bei den Mitgliedern des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe.

Das Konzept basiert auf einem ausgelaufenen US-Patent, dort wurde es allerdings zur Reinigung industrieller oder im Bergbau anfallender Abluft eingesetzt. Das Ganze funktioniert, vereinfacht ausgedrückt, so: An beliebig vielen Abschnitten des Mittleren Rings werden am Rand der Fahrbahn Wasserbehälter aufgestellt. Das Wasser wird nach oben in sich über die Fahrspuren wölbende Kunststoffrohre gepumpt und durch viele Düsen in die Luft gesprüht. Die feinen Wassertropfen nehmen die Schadstoffpartikel auf und regnen dann zu Boden. Da liegt der Dreck dann - "und ist unschädlich", schloss Lachmair seinen etwas langatmigen Vortrag.

In der - der Ferienzeit geschuldet - kleinen Runde der Stadtviertelpolitiker herrschte ein Moment ratloser Stille. "Ja, hmh", räusperte sich schließlich Thomas Hofstätter (CSU), der die Sitzung leitete, "wir haben ja den Trappentreutunnel . . ." - die stark befahrene und schadstoffbelastete Landshuter Allee, auf die Lachmair sich immer wieder bezog, verläuft über Neuhauser Flur. Aber vielleicht, setzte Hofstätter nach, könne man am nördlichen Eingang des Trappentreutunnels diese Sprühtechnik in einem Modellprojekt testen? Blick zu den Kollegen: "Sollen wir das beantragen?"

Florian Kraus (Grüne) empfand das als unangebracht, da nicht einmal das Referat für Umwelt und Gesundheit den Vorschlag beurteilen könne, "und ich kann das schon gar nicht". Das städtische Referat erklärt in einer Stellungnahme, es habe nicht die nötigen "ingenieurmäßigen Kenntnisse", um das Verfahren tiefergehend zu beurteilen, formuliert aber eine Reihe von Bedenken zu dieser "Gestaltung des Mittleren Ringes als Waschanlage". Weder sei von Lachmair belegt, wie aufwendig diese Sprühanlagen seien; ungeklärt seien auch Fragen der Praktikabilität und der Verkehrssicherheit.

Außerdem vermisst die städtische Behörde eine verlässliche Aussage zum "Wirkungsgrad der Reinigung", vor allem in Bezug auf Stickstoffoxide. Denn diese seien das größere Problem, die Feinstaubbelastung sei den Messungen in den vergangenen Jahren zufolge deutlich zurückgegangen.

Ganz ins Leere laufen lassen wollte man Luftverbesserer Lachmair auf der Schwan-thalerhöhe aber dann doch nicht. Wegdiskutieren lässt sich die Schadstoffbelastung in der Stadt schließlich auch nicht, "und Pioniergeist ist immer willkommen", fand Daniel Günthör (Grüne).

Der Ausschuss einigte sich schließlich auf folgende Anregung an die Stadtverwaltung: Das Umweltreferat solle, in Kooperation mit den zuständigen Landesbehörden, eine Fachtagung ausrichten, auf der diverse, möglicherweise zukunftsträchtige Methoden der Schadstoffreduzierung erörtert werden - und dazu auch Patrik Lachmair einladen.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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