Schwanthalerhöhe:Mittendrin

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Verwegene Idee: Der Grafiker Felix Brandl träumt vom gläsernen "Westend-Tor" an der Ecke Ganghofer-/Kazmairstraße. (Foto: privat)

Viel Verkehr, volle U-Bahnen, Lärm, Müll und eine zu kleine Schule: Die Bürgerversammlung Schwanthalerhöhe zeigt, dass die Probleme des Innenstadtviertels vor allem mit seiner Dichte zusammenhängen

Von Renate Winkler-Schlang, Schwanthalerhöhe

Viele Liebeserklärungen ans Viertel waren zu hören bei der von Bürgermeister Josef Schmid (CSU) geleiteten Bürgerversammlung für die Schwanthalerhöhe im voll besetzen Pfarrsaal von St. Rupert. Vom "schönsten Viertel Münchens" sprach die Bezirksausschuss-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne). Die meisten der 16 Antragsteller betonten, wie lange sie schon dort wohnen. Und Felix Brandl freut sich über "so viel Sonne und Leben"; der Grafiker schlug dann auch vor, das Viertel mit einem von ihm entworfenen gläsernen "Westend-Tor" an der Ecke Ganghofer-/Kazmairstraße noch unverwechselbarer zu machen. Doch was der Mann als potenzielles Postkartenmotiv pries, goutierte nur eine Minderheit, der knappen Mehrheit ist das Viertel offenbar lieber so, wie es ist.

Dennoch gab es viele Wünsche und Forderungen, die meisten eine Folge der Dichte dieses Innenstadtbezirks. Hauptthemen waren neben Müll und Lärm der Verkehr und die mangelnde Infrastruktur. Martin Reindl beispielsweise wünschte sich eine Mehrzweckhalle für Indoor-Sport wie etwa Federball an Regentagen: "Die Schulturnhallen sind alle voll." Als Ort dafür könnte er sich unter anderem die Brache an der Ganghofer Brücke vorstellen oder die Fläche, an der die alte Stadtbücherei stand. Beifall war ihm sicher. Gut fanden die Bürger auch Domenique Busottis Wunsch nach mehr Tischtennisplatten im Viertel, etwa im Bavariapark. Busotti sprach sich auch für kundenfreundlichere Öffnungszeiten der Stadtbücherei aus, unter der Woche bis 21 Uhr und zusätzlich am Samstag. Martina Auer forderte eine Erweiterung der Grundschule an der Pfeuferstraße um vier Klassenräume. Die Sendlinger Schule werde von vielen Kindern der Schwanthalerhöhe besucht - und platze aus allen Nähten. Vom Schulleiter wisse sie, dass die Schule ausbaufähig sei.

Dem U-Bahn-Takt widmete sich der Antrag von Gerlinde Schmeling. Die Züge seien sehr voll, daher sei die Wiedereinführung des Fünf-Minuten-Taktes der Linien U 4/U 5 bis zur Westendstraße unabdingbar. Mehr öffentliche und behindertengerechte Toiletten forderte Michael Peschel.

Sylvia Pawelke hatte sich eine neue Aktion ausgedacht: "Gscheit miteinander". Ihrer Meinung nach suggeriere die Polizei-Aktion "Gscheid radeln", dass nur Radler Rowdys seien. Der Egoismus sei aber bei allen Verkehrsteilnehmern weit verbreitet, der Ärger nehme zu, und damit steige wiederum das Aggressionspotenzial. Die neue Kampagne solle humorvoll sein, solle Plakate und Broschüren, Radio- und Kinospots umfassen. Die Versammlung schloss sich der Idee gerne an.

Konkreter um den Verkehr der Zukunft sorgte sich Christian Schneider. 2000 neue Arbeitsplätze auf der TÜV-Fläche Ridler-straße, die Nachfolgenutzung von XXX-Lutz, dann die Fertigstellung des Kiesselbach-Tunnels: Das werde mehr Verkehr bringen. Er erbat neue Zählungen, Prognosen und Konzepte. So solle etwa der Verkehr von der Ganghofer- und Ridlerstraße auf den Bavariaring umgeleitet werden. Seinem Ärger über parkende Autos zur Wiesn-Zeit auf dem Platz mit der Schnecke vor dem Verkehrsmuseum machte Martin Reindl Luft. Gerade wenn man nicht wegfahren könne, weil man seinen Parkplatz nicht aufgeben wolle, sei die Chance auf Erholung wichtig. Auch hier klatschte das Publikum - das auch manchen Ruf nach Tempo 3o und nach mehr polizeilichen Kontrollen unterstützte.

Ein Aufregerthema war auch der Müll. Ein schlechtes Beispiel gebe die Verwahrlosung vor der Bergmannschule den Kindern, erklärten zwei Rednerinnen. Eine forderte größere Mülleimer und häufigere Leerung vor allem im Zusammenhang mit dem Wochenmarkt auf dem Georg-Freundorfer-Platz. Über den Lärm mancher Baustelle beschwerte sich ein Bürger, und ein anderer wollte feste Ruhezeiten für die lauten Modellautos auf der Theresienwiese.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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