Schwanthalerhöhe:Die Bilder des Viertels

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Noch ist die Schulmauer "greislich wie die Nacht finster", das sollen die Schüler nun ändern. (Foto: Catherina Hess)

Die 17 Klassen der Bergmannschule sollen die Außenmauer zur Kazmairstraße hin bemalen

Von Renate Winkler-Schlang, Schwanthalerhöhe

Die Bergmannschule wird in diesem Jahr 125 Jahre alt - und Rektor Friedrich Fichtner will sie aus diesem Anlass "noch schöner machen, als sie ohnehin im Begriff ist zu werden". Die Renovierung sei in vollem Gange, doch weil die Schule nicht losgelöst vom Viertel zu sehen sei, wolle man auch mit allen 400 Kindern der 17 Klassen die Außenmauer zur Kazmairstraße hin verschönern, und zwar mit Bildern, die Bezug nehmen auf die Historie der Schwanthalerhöhe, ergänzte der Vorsitzende des Fördervereins, Carlos Colladio Seidel bei der Vorstellung des Projekts im Bezirksausschuss (BA). Die Mauer sei unterteilt in zehn einzelne Felder, der ideale Rahmen für die Werke, die unter Federführung der Künstlerinnen um Katharina Naimer vom Kinderatelier Pablito entwickelt werden sollen. Vorbilder sind die schönen Bilder zum Thema Wald, die bereits die Innenseite der Mauer und damit den Schulhof zieren.

Schulleiter Fichtner vermittelte den BA-Mitgliedern nicht nur die Vorzüge des Projekts, sondern gab nebenbei auch gleich eine Kostprobe seines pädagogischen Wesens. "Wer kennt die Bergmannschule? Hand hoch!", sagte Fichtner. Seine Ideen für die Mauer trug er vor, als diktiere er sie den Anwesenden ins Heft, untermalt von ausladenden Hand- und Körperbewegungen, die Stimme mal laut und mal leise, damit auch ja keiner einpennt - wie in der Schule halt. Noch sei die Mauer "greislich wie die Nacht finster", doch es gebe so viele Themen. Da seien die Bavaria, die Geschichte des Viertels, die Tatsache, dass nicht nur München bunt sei, sondern ganz besonders die Zusammensetzung seiner Schülerschaft. Wichtig sei auch die Geschichte der Schule, die kurze Zeit KZ-Außenstelle war, aber auch eine Kompanieschule, in der Alexander Schmorell von der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" Hans Scholl und auch Willi Graf kennenlernte.

Da die Stadt dem Wunsch nach einer Gedenktafel, auf der diese Tatsachen gewürdigt werden, offenbar nicht nachkommen wolle, könne man das Thema Weiße Rose gut auf der Außenmauer sichtbar machen, so der Lehrer. SPD-Stadträtin Ulrike Boesser, die sich brav zu Wort meldete, fragte Fichtner, ob sie auch "einfach eine Mama" sei und die Journalisten am Pressetisch, ob sie alles verstanden hätten.

Dieter Reiter, den Oberbürgermeister, wollte er gerne zur Jubiläumsfeier, dem Fest der 68 in der Schülerschaft vertretenen Nationen, am 22. Juli einladen, erzählte er, doch der habe so viele Wochen im Voraus schon gewusst, dass er an diesem Tag ein Date mit Markus Söder haben werde. Er habe zwar vorgeschlagen, dass Reiter den Söder einfach mitbringen solle, seine Rede halten und sich dann mit dem Minister zum Ratschen ins Rektorat zurückziehen könne, doch Reiter habe entschieden, seine Stellvertreterin Christine Strobl zu schicken, so der Schulleiter.

Die Bezirksausschussmitglieder meldeten sich eifrig und zeigten, dass sie mitdenken: Die Idee mit der Mauer sei klasse. Zuschüsse könne man im Kulturreferat beantrage, für Street-Art. Wichtig sei, das Bauwerk erst gut zu grundieren, damit die neue Kunst auch haften bleibe. Dafür will Fichtner nun einen Teil der 100 000 Euro Verschönerungspauschale verwenden, die das Schulreferat der Schule zugestanden habe.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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