Schwanthalerhöhe:Bunt wie die Menschen

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Sie sind Gesichter des Westends: Costas Gianacacos, Andree Heikes, Sibylle Stöhr, Niki Chatziparasidou, Ismail Sahin und Wolfgang Gebhard (von links). (Foto: privat)

"Westend hat ein Gesicht" lautet das Motto der Kunst-und Kulturtage, die am 13. Juni beginnen. Das Viertel will damit auch ein starkes Signal für Toleranz und Miteinander, gegen Fremdenhass und Gewalt setzen

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

"Westend hat ein Gesicht", so lautet das Motto für die Kunst-und Kulturtage, die am 13. Juni beginnen. Aber das ist nur die griffige Kurzformel. Das Westend "hat ein schönes, vielschichtiges, vielseitiges und farbenfrohes Gesicht. Es ist ein Juwel für die Münchner Stadtgesellschaft, weil hier täglich alle Vorurteile über das problematische, bisweilen sogar gewalttätige Leben von Deutschen und Migranten über Bord geworfen werden", schwärmen Costas Gianacacos und Ismail Sahin im Vorwort des Programmheftes.

Und all diese Gesichtszüge sollen, werden sich spiegeln in dem vierwöchigen, sommerlichen Festival, das Sahin, der rührige, türkischstämmige Leiter des Multikulturellen Jugendzentrums und Gianacacos, der nicht minder rührige Leiter des Griechischen Hauses, organisiert haben. Unterstützt wurden sie dabei von Andrée Heikes, dem Ex-Wirt des Stoa, und vom Bezirksausschuss (BA). "Zusammenkommen, sich kennenlernen ist extrem wichtig", betont BA-Chefin Sibylle Stöhr (Grüne), "dann klappt das Zusammenleben im Stadtteil auch gut."

Das internationale Fest am 27. Juni, das Straßenfest beim Griechischen Haus in der Bergmannstraße (4. Juli), eines der ältesten Feste im Stadtviertel, und der "World Neighbours Day" am 11. Juli - "Wir haben eigentlich nur gebündelt, was sowieso stattfindet", sagt Sahin. Das ist natürlich eine gewaltige Untertreibung: Die Kunst- und Kulturtage beginnen am 13. Juni mit einer Eröffnungsfeier am Georg-Freun- dorfer-Platz (bei Regen in der IG Feuerwache), mit Live-Musik von Solly, Titus Waldenfels und der Irish-Folk-Band The Burning Biscuit Band. Am Samstag darauf steigt die "Lange Nacht der Kunst und Kultur". Und in den Tagen zwischen all diesen Großveranstaltungen füllen zahllose Vereine, Initiativen und Künstler aus dem Viertel das Programm mit Konzerten, szenischen Lesungen, Theateraufführungen, Filmen, Ausstellungen, Vorträgen, Diskussionen, Stadtteilführungen und allerlei mehr. 60 Menschen sind zum ersten Vorbereitungstreffen im Januar gekommen - "die Leute haben uns wirklich fertig gemacht mit all ihren Angeboten", erzählt Gianacacos in seinem fließenden, sanften Deutsch. Auch die Gastronomie kommt nicht zu kurz, das Alten- und Servicezentrum etwa lädt vom 29. Juni bis 3. Juli täglich zum internationalen Mittagessen.

Gesicht zeigen will das Westend auch für Toleranz und Miteinander, gegen Fremdenhass und Gewalt. Und so sind diese Kunst- und Kulturtage verknüpft mit dem Gedenken an Theodoros Boulgarides, den Ladenbesitzer, dessen Ermordung durch den NSU heuer zehn Jahre her ist. Neben einer Gedenkfeier in der Salvatorkirche am 15. Juni, zu der die Griechisch-Orthodoxe Metropolie und der Verein der Pontos-Griechen einladen (nur für geladene Gäste), gibt es bereits am Sonntag, 14. Juni, eine Gedenkveranstaltung im Viertel - mit einer Seelenmesse, der Kranzniederlegung am Tatort an der Trappentreustraße und der Eröffnung der Ausstellung "Sprachlose Gegenstände stoßen uns an. Nachdenken über Theodoros Boulgarides". In der Ausstellung spüren die Historikerin Hannah Maischein und die Künstlerin Regina Weiss den Erinnerungen der Familie an den Ermordeten nach; die Vernissage findet am 14. Juni um 14.30 Uhr im Griechischen Haus statt.

Wolfgang Gebhard von den Westendstudios, der auch das Programmheft für die Kunst- und Kulturtage gestaltet hat, setzt außerdem seine 2014 gestartete Solidaritätsaktion "Ich bin Theodoros Boulgarides" fort: 705 Porträts will er sammeln - wer mag, kann am 13. Juni zwischen 16 und 20 Uhr in der Parkstraße 5 sein Foto vorbeibringen oder sich fotografieren lassen. Das Plakat wird dann vom 21. bis 30. Juli an der Hauswand der Gollierstraße 33 hängen.

Das Programm für die Kunst- und Kulturtage im Westend vom 13. Juni bis zum 11. Juli liegt im Griechischen Haus, Bergmannstraße 46, aus. Es wird in den kommenden Tagen ins Internet gestellt: www.facebook.com/Westend.hat.ein.Gesicht

© SZ vom 29.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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