Schwanthalerhöhe:Alles selbst gestrickt

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Ein Westend-Gesicht: Dora I. Torres Cuesta bestreitet einen kubanischen Abend im Strandkorb. (Foto: Inge Krüger)

Knapp 60 Organisationen im Westend haben ein vierwöchiges Programm mit Lesungen, Konzerten, Vorträgen und Führungen zusammengestellt. Die meisten Mitwirkenden wohnen im Viertel

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

Die Menschen zusammenbringen, Kontakte vertiefen, Berührungsängste abbauen, vielleicht sogar die Einsamkeit des einen oder anderen durchbrechen - das wollen die Veranstalter des vierwöchigen Kunst-und Kulturmarathons unter dem Motto "Westend hat ein Gesicht - das sind wir" erreichen. "Wir", das sind Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, die in diesem Viertel mit etwa 50 Prozent Migrantenanteil friedlich miteinander leben. Doch damit das so bleibt, "müssen wir uns immer wieder aufs Neue treffen und vor allem zusammen feiern", findet Sibylle Stöhr, die grüne Vorsitzende des Bezirksausschusses, der mit einem Zuschuss sein Scherflein beiträgt.

Knapp 60 Organisationen, Vereine, Einrichtungen und Kirchengemeinden haben am Programm mitgestrickt - eine Veranstaltung von unten, ohne Unterfütterung von offizieller Seite, und auch ohne Importe: "Zu 95 Prozent kommen die Mitwirkenden aus dem Viertel selbst", sagt Costas Gianacacos vom Griechischen Haus. Bei ihm und bei Ismail Sahin, dem Leiter des Multikulturellen Jugendzentrums, laufen - wie schon im vergangenen Jahr - die vielen bunten Fäden zusammen.

Offiziell beginnen die Kunst- und Kulturtage am 14. Juni, doch so richtig los geht es erst am Freitag, 17. Juni, einen Tag, nachdem die Nachbarn aus der Ludwigs-/Isarvorstadt ihre Stadtteilwoche auf der Theresienwiese beendet haben. Bis zum 16. Juli gibt es dann fast täglich Konzerte, Lesungen, Kinder- und Jugendtheater, Filme, Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen und Stadtteilführungen. Einige Schnipsel aus dem Programm: "Auch Erwachsene brauchen ab und zu ein Gute-Nacht-Märchen" mit der Kabarettistin Gisela Marx und der Flötistin Katharina Schweiger. Das Vorlesen eines Bilderbuchs auf Deutsch, Englisch, Französisch und Türkisch. Ein musikalisches Heimspiel von Titus Waldenfels, der im Viertel wohnt. Die Fotoausstellung "Lesbos - das gastliche Tor nach Europa", die am 5. Juli im Griechischen Haus an der Bergmannstraße eröffnet wird und illustrieren soll, dass die Empathie der Bevölkerung Flüchtlingen gegenüber den Willkommensbekundungen der Münchner am Hauptbahnhof in nichts nachstand, wie Gianacacos bei einem (Arbeits-)Besuch auf der Insel festgestellt hat. Der Workshop "Graffiti Jam-Session", mit Spraydose und Mikrofon im MKJZ. Ein kubanischer Abend mit der Musikerin Dora I. Torres Cuesta im Strandkorb.

Markante Punkte auf der Langstrecke sind die drei großen Feste, die schon seit vielen Jahren im Viertel gefeiert werden: das Internationale Fest am Gollierplatz am Samstag, 25. Juni, das Straßenfest beim Griechischen Haus (Samstag, 2. Juli) und der World Neighbours Day am 16. Juli. Politisch wird es am Montag, 11. Juli: Sibylle Stöhr und die Landtagsabgeordneten Georg Eisenreich (CSU) und Andreas Lotte (SPD) diskutieren über "Westend - ein Stadtteil im Wandel". Die von Gianacacos und Sahin moderierte Diskussion beschäftigt sich mit der Frage, wie man Probleme schon im Voraus erkennen kann und vor allem, wie man auf sie reagieren soll.

Vor der Konkurrenz durch die Fußball-Europameisterschaft ist den Westend-Gesichtern, so versichern sie, nicht bange. Am Tag des Endspiels aber, am 10. Juli, haben sie dann doch von einer Abendveranstaltung abgesehen.

Das Programm steht im Internet unter www.facebook.com/Westend.hat.ein.Gesicht und liegt auch im Griechischen Haus, Bergmannstraße 46, aus.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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