Schönheitschirurg übt Kritik:Fett weg

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Am Werk von Werner Mang scheiden sich die Geister. Während er die Kollegen kritisiert, nimmt er sich selbst davon aus.

Stephan Handel

Das müssen sie sein, die "fragwürdigen Medien", von denen Nina Ruge gerade gesprochen hat: Die nette ältere Dame, die sich als freie Journalistin vorstellt. Das Mädchen, das mit seiner Kamera hantiert, als hielte es sie heute zum ersten Mal in der Hand. Die Redakteurin des Bayerischen Rundfunks, die sagt, nein, sie wisse noch nicht, ob sie etwas über das Buch mache, sie sei jetzt erst mal so gekommen.

Gemeinsam mit Nina Ruge präsentiert Werner Mang sein Werk. (Foto: Foto: Schellnegger)

Das Buch, zumindest seine Titelseite steht vorne auf einer Staffelei, auf DIN A 0 vergrößert: "Verlogene Schönheit" steht da, und darüber "Werner Mang". Das ist der Autor, er sitzt neben Nina Ruge auf einem Barhocker und schaut fernandel-haft.

In Werner Mangs Buch geht es um Schönheitschirurgie und deren Auswüchse, die er dann noch schwer ins Gesamtgesellschaftliche überhöht. Das ist einigermaßen erstaunlich, denn Mang trägt nicht geringe Verantwortung daran, dass sich viele Münchner Nasen verblüffend ähnlich schauen - zunächst am Klinikum rechts der Isar, seit 1990 in seiner eigenen Bodenseeklinik in Lindau half er mittels Skalpell und Silikon zahllosen Menschen, sich ihrem Schönheitsideal anzunähern.

Bei Mang ist alles anders Damit soll jetzt Schluss sein! Na ja, nicht ganz - denn sich selbst nimmt Mang natürlich aus von dem, was Nina Ruge später die "Entartungen" der Schönheitschirurgie nennt. Sonst jedoch bekommen in dem Buch alle ihr Fett weg: Die Kollegen, vor allem die aus den USA, die sich nicht scheuen, Rippen zu entfernen, damit die Taille schlanker wird.

Sugar-Daddys, die ihre neu erworbene ukrainische Lebensgefährtin ein bisschen tunen lassen wollen, weil sie das beim Ferrari ja auch so gemacht haben. 15-jährige Mädchen, die sich zum Geburtstag den Po von Jennifer Lopez wünschen - und ihn auch bekommen würden, würde Mang den Eltern nicht klar machen, was sie da anrichten: "Mensch, lieber mal Schule."

Es ist heiß an diesem Mittag auf der Terrasse des Bayerischen Hofs, aber 15000 gedruckte Bücher müssen unter die Leute gebracht werden, und wenn die fragwürdigen Medien schon mal da sind...Sie werden schreiben, dass Mang auspackt, dass er die Branche geißelt, dass nun endlich die Wahrheit über Schönheitschirurgen - nur bei Mang ist natürlich alles anders, beim Mang mit der goldenen Nase.

© SZ vom 03.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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