S-Bahn München:Täglich grüßt der Zugausfall

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Im S-Bahn-Verkehr treten immer wieder Störungen auf. (Foto: Stephan Rumpf)

Mal ist es eine Störung im Stellwerk, mal der Schneefall, mal ein Defekt am Fahrzeug: Das S-Bahn-Protokoll der vergangenen Woche.

Von Marco Völklein

Mittwochmorgen im S-Bahn-hof unter dem Marienplatz: Mal wieder geht kaum etwas voran. Vor der Glaskanzel bildet sich eine Menschentraube, verärgerte Fahrgäste schimpfen auf die Mitarbeiter der Deutschen Bahn ein: "Frechheit", ruft einer. "Nie entschuldigt sich jemand", sagt ein anderer. Ständig müsse man sich über Störungen bei der S-Bahn ärgern.

Und in der Tat: Wie eine Aufstellung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zeigt, hat sich die Zahl der Verspätungsminuten bei der S-Bahn im vergangenen Jahr um ein Drittel auf insgesamt 130 500 erhöht. Im Jahr 2014 hatte der Wert noch bei 98 000 gelegen. 2013 waren es 111 000 Verspätungsminuten. Die Ursachen für die zahlreichen Störungen sind vielfältig und stecken oftmals im Detail - wie ein Rückblick in die vergangene Woche zeigt.

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Von 8. März an müssen Fahrgäste auf der S-Bahn-Strecke nach Freising und zum Flughafen abends in Busse umsteigen. Am Osterwochenende sind sogar zwei Gleisabschnitte gleichzeitig gesperrt.

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Montag

S 2: Zwei Verstärker-S-Bahnen des Zehn-Minuten-Takts entfallen, weil bei einem S-Bahn-Triebzug die Heizung defekt ist. Weil damit auch die im Fahrplan vorgesehene "gegenläufige" Zugfahrt nicht möglich ist, fallen also gleich zwei Fahrten aus.

Stammstrecke: Gegen 8.30 Uhr meldet der Lokführer einer S-Bahn, er habe beim Durchfahren des Tunnels zwischen Isartor und Rosenheimer Platz einen "Schlag" registriert. Die Strecke wird gesperrt, etwa eine Stunde lang suchen DB-Mitarbeiter die Strecke ab, um einen Unfall oder einen Gleisbruch auszuschließen. Gefunden wird nichts. Unter anderem weichen S 2, S 4 und S 6 auf den Südring aus.

Stammstrecke: Gegen elf Uhr behindert eine Oberleitungsstörung am Rosenheimer Platz den Verkehr. In der Folge kommt es erneut zu Verspätungen, diesmal bis zu 20 Minuten, sowie zu einzelnen Zugausfällen. Um das aus dem Tritt geratene S-Bahn-System wieder in den Griff zu kriegen, lässt die Deutsche Bahn (DB) am Nachmittag unter anderem die Verstärkerzüge auf der Linie S 8 ausfallen.

S 4: Etwa um 11.20 Uhr fällt eine Weiche in Grafing Bahnhof aus. Nach Ebersberg gibt es Verzögerungen von bis zu 15 Minuten.

S 3 und S 7: Ein Problem im Stellwerk in Giesing führt gegen 14.45 Uhr dazu, dass die Strecke Ostbahnhof - Giesing für etwa eine Stunde gesperrt wird.

Dienstag

S 4 und S 20: Wegen eines Defekts fällt ein Fahrzeug aus, deshalb streicht die DB zwischen sieben und acht Uhr zwei Fahrten auf der S 20 und eine Fahrt auf der S 4.

S 8: Der Schneefall am Vormittag führt zu Störungen gleich an mehreren Türen einer S-Bahn - somit sind die Fluchtwege nicht mehr gewährleistet. Zudem randaliert eine Person in einem Zug am Ostbahnhof, die Polizei muss einschreiten. Deshalb fallen vier Verstärkerzüge aus.

S 2 und S 3: Nach einem Polizeieinsatz im Bahnhof Dachau fahren am Vormittag einige Verstärkerzüge des Zehn-Minuten-Taktes nicht - so meldet es die DB. Doch weder bei der Landes- noch bei der Bundespolizei liegen irgendwelche Berichte vor, wonach es diese Einsätze gegeben hätte.

S 2: Um 12.45 Uhr gibt es Probleme an einem Bahnübergang bei Ottenhofen. Die Folge: Verspätungen von fünf bis zehn Minuten. Um 14 Uhr ist die Störung behoben.

S 7: Gegen 15.45 Uhr blockiert ein ins Gleis gefallener Baum die Strecke Aying - Kreuzstraße. Die S-Bahnen wenden in Aying vorzeitig. Von 16.20 Uhr an fahren Taxis als provisorischer Ersatzverkehr. Von 17.30 Uhr an sind Busse im Einsatz. Um kurz nach 21 Uhr ist der Baum verräumt.

S 2: Wegen der Probleme auf der S 7 benötigt die DB dort einen Ersatzzug - der wird gegen 16.50 Uhr von der S 2 abgezogen. Zwei Verstärkerfahrten finden nicht statt.

S 3: Weil ein Fahrgast beim Halt in der Stammstrecke eine Tür blockiert, setzt diese komplett aus. Der Lokführer benötigt neun Minuten, um sie wieder in Gang zu setzen. Die DB-Disponenten entscheiden: Um die Stammstrecke zu entlasten, wird eine Fahrt herausgenommen - in diesem Fall eine auf der S 3 um 18 Uhr von Deisenhofen durch die Stadt nach Maisach.

Stammstrecke: Gegen 19 Uhr meldet die DB ein "erhöhtes Fahrgastaufkommen auf der Stammstrecke" - und begründet damit die bis zu zehnminütigen Verzögerungen in Richtung Pasing. Eine halbe Stunde später hat sich alles wieder eingespielt.

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Von Anita Naujokat

Mittwoch

Stammstrecke: Ein defekter Achszähler an der Donnersbergerbrücke führt dazu, dass die Signale dort von 5.45 Uhr an auf Dauer-Rot stehen. Die S-Bahn fährt ein Notprogramm: Zeitweise fährt nur die S 4 durch den Tunnel. Die meisten Züge aus Osten enden am Ostbahnhof, die S 1 aus Freising endet in Moosach, die S 3 aus Maisach in Pasing. Andere Linien werden über den Bahn-Südring geleitet. Erst durch einen kompletten Neustart des Stellwerkrechners können die Techniker den Fehler gegen 8.30 Uhr beheben. Dennoch kommt es noch bis kurz vor zwölf Uhr zu Verspätungen und Problemen, etwa auf der S 1.

S 8: Um kurz vor zehn Uhr verursacht eine technische Störung an einem Stellwerk Verspätungen von zehn bis 15 Minuten in Richtung Herrsching. "Zudem kann es zu kurzfristigen Zugausfällen kommen", heißt es in einer Mitteilung der DB.

S 7: Um kurz nach zwölf Uhr meldet ein Lokführer einen "Schlag" auf der Strecke bei Neubiberg. Bis die eventuelle Ursache abgeklärt ist, fahren die Züge in Richtung Kreuzstraße mit vermindertem Tempo. Das Ganze dauert etwa 30 Minuten.

Stammstrecke: Ein Notarzteinsatz im Tunnel um kurz vor 14 Uhr löst die zweite Komplettsperre an diesem Tag aus. Erst eineinhalb Stunden später ist die Strecke wieder offen, aber es kommt zu Folgeproblemen: Die S-Bahn lässt, um das System insgesamt zu entlasten, nahezu alle Verstärkerzüge des Zehn-Minuten-Takts ausgefallen, ebenso die komplette Linie S 20.

Stammstrecke: "Aktuell kommt es aufgrund erhöhten Fahrgastaufkommens auf der Stammstrecke in Richtung Pasing zu Verzögerungen von bis zu 15 Minuten", meldet die DB kurz nach 19 Uhr. Gegen 19.40 Uhr hat sich die Lage "normalisiert".

S 8: Zwischen Weßling und Seefeld-Hechendorf ist gegen 20.40 Uhr ein Signal gestört. "Bitte rechnen Sie mit Verzögerungen von bis zu 20 Minuten", warnt die DB ihre Kunden. Auch vorzeitige Zugwenden und Zugausfälle sind möglich. Etwa 30 Minuten später ist das Problem behoben.

Stammstrecke: Wegen eines Feueralarms am Rosenheimer Platz lassen alle S-Bahnen um 21.15 Uhr für etwa zehn Minuten den Zwischenstopp am S-Bahnhof aus.

Donnerstag

S 1: Gegen sechs Uhr meldet ein Zug eine "technische Störung". Die Folge: Zwischen Feldmoching und Moosach ist nur ein Gleis befahrbar. Es kommt zu Verzögerungen von bis zu 20 Minuten. Eine Viertelstunde später ist das Problem behoben.

S 20: Ein Polizeieinsatz um kurz nach acht Uhr führt zu Problemen zwischen Pasing und Heimeranplatz. Laut Bundespolizei steht auf Höhe Hirschgarten eine Person in der Nähe der Gleise und fotografiert. 15 Minuten später ist der Einsatz beendet.

S 3: Eine etwa zehnminütige Sperrung wegen eines Polizeieinsatzes behindert gegen 11.40 Uhr den Verkehr zwischen Deisenhofen und Holzkirchen. Die Züge aus Mammendorf wenden in Deisenhofen.

S 8: Am Nachmittag fallen vier Verstärkerfahrten des Zehn-Minuten-Takts aus. Der Grund: Ein Fahrzeug fällt wegen eines technischen Defekts aus, die Ersatz-S-Bahn hängt wegen einer Störung auf der Strecke München - Landshut fest. Und ein Zug, der für die S 8 gedacht war, fährt weiter auf der S 1, weil er dort gebraucht wird.

S 1: Gegen 19 Uhr tritt ein Fehler an einem Bahnübergang in Feldmoching auf - für etwa eine Stunde fahren die Züge nach Freising beziehungsweise zum Flughafen oberirdisch in den Hauptbahnhof ein. Der Halt an der Hackerbrücke entfällt deswegen.

Freitag

Stammstrecke: Um 14 Uhr eilt die Feuerwehr zu einem Fehlalarm am Bahnhof unter der Arnulfstraße. Die Züge fahren etwa zehn Minuten lang dort ohne Halt durch.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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