Rundflüge:Auch von oben macht München eine gute Figur

Rundflüge: Im Flugzeug gewinnt man ganz neue Einsichten auf München und sein Umland.

Im Flugzeug gewinnt man ganz neue Einsichten auf München und sein Umland.

(Foto: oh)

Fliegen ist aber nicht gleich Fliegen. Ob Hubschrauber, Flugzeug oder im Zeppelin: Die Erfahrungen sind jedes Mal ganz andere.

Von Christoph Koopmann

Mit dem Hubschrauber

Wenn die Kufen den Boden verlassen und das gleichmäßige Rattern der Rotoren ertönt, dann ist Dirk Schepanek in seinem Element. Mit seinem Helikopter schwebt der Pilot seit einigen Jahren Woche für Woche über München. Wobei, schweben ist eigentlich anders: Immerhin fliegt Schepanek im Durchschnitt 180 Stundenkilometer schnell. "Aber in der Luft nimmt man die Geschwindigkeit gar nicht wahr."

Bei gutem Wetter nimmt Schepanek jedes Wochenende Passagiere mit auf Rundflüge von Jesenwang oder Taufkirchen aus. Dabei will er nicht nur Pilot sein: "Ich will die Gäste auch unterhalten und die Begeisterung fürs Fliegen weitergeben." Für sich selbst hat der 48-Jährige diese Begeisterung erst spät entdeckt. Vor sieben Jahren flog er zum ersten Mal in einem Hubschrauber mit und war so fasziniert, dass er sich selbst hinters Steuer setzen wollte: "Da wurde mir der Flieger-Virus eingepflanzt", sagt er lachend.

Rundflüge: Helikopterpilot Dirk Schepanek

Helikopterpilot Dirk Schepanek

(Foto: oh)

Er ließ sich ausbilden und wechselte den Beruf, vom Software-Experten zum Piloten. Mittlerweile hat er sich mit seinem Hubschrauberflug-Unternehmen selbständig gemacht. Auf seiner Website bietet Schepanek Rundflüge über München, das Fünfseenland oder die Alpen an. 20 bis 90 Minuten ist er mit seinen Passagieren unterwegs, der günstigste Flug kostet 149 Euro. Der Blick auf die Stadt jedoch ist für Schepanek unbezahlbar.

Ihm fiele aus der Luft immer wieder auf, wie "wahnsinnig grün" München sei. Und wie klein es von oben aussieht. "Wenn ich über Aubing im Westen fliege, sehe ich schon die Allianz Arena im Nordosten - das war's."

Mit dem Zeppelin

Eine Spur gemächlicher als im wendigen Helikopter geht es im Zeppelin zu. Es ist sozusagen der schwerfällige Blauwal unter den Fluggeräten. Eigentlich gilt die Idee, mit Luftschiffen massenweise Passagiere zu befördern, seit der Hindenburg-Katastrophe 1937 als gescheitert. Mittlerweile gibt es aber sogar echte Hightech-Zeppeline, und mit zwei von ihnen ist Fritz Günther regelmäßig unterwegs.

Als Chefpilot der Deutschen Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen ist er rund 1000 Stunden im Jahr in der Luft. "Bei fast jedem Flug fragt ein Passagier, ob so etwas wie mit der Hindenburg wieder passieren könnte", sagt Günther. Dann versichert er geduldig, dass die Zeppelin-Fahrerei deutlich ungefährlicher sei als vor 80 Jahren. Denn das Helium für den Auftrieb sei unbrennbar, und dank moderner Steuertechnik ließen sich die Zeppeline präzise manövrieren.

Günther und sein Co-Pilot gehen auch auf spezielle Wünsche der zwölf bis 13 Passagiere ein. "Vor allem in München können wir bei Rundflügen auch mal von der eigentlichen Route abweichen, da sind die Fluglotsen ganz locker." Deshalb könnten sie hier mit dem Zeppelin auch sehr zentrumsnah fliegen, und das gerade einmal 600 Meter über dem Boden.

"Die Innenstadt sieht aus der Luft echt top aus, vor allem der Marienplatz", sagt Günther. Bis der Wal der Lüfte wieder seine Kreise über München zieht, dauert es allerdings noch bis zum nächsten Jahr. Von Mitte April bis Anfang Mai kommen Fritz Günther und seine Kollegen von der Luftschiffbasis in Friedrichshafen auf die Flugwerft Schleißheim und bieten ab 330 Euro eine 40-minütige Runde über die Stadt an.

Mit Kleinflugzeug und Heißluftballon

Mit dem Kleinflugzeug

Mitfahrgelegenheiten kennt jeder. Wer längere Strecken mit dem Auto fahren muss, bietet freie Plätze im Internet an. Das gibt es seit kurzem auch für Flugzeuge. Über die Plattform Wingly können Kleinflugzeug-Piloten Flüge in ihren Maschinen anbieten, Interessierte wählen dann einfach per Mausklick aus den Angeboten. Auch Christian Pfitzner bietet dort Rundflüge an.

Gestartet wird in Landshut, wo die Cessna seines Fliegervereins steht. Die Flugroute bleibt meist seinen Passagieren überlassen, zwischen 50 und 100 Euro kostet ein eineinhalbstündiger Flug. "Eigentlich habe ich für Rundflüge im Moment aber kaum Zeit", sagt der 20-Jährige. Er steckt im Lernstress, im Winter steht die Theorie-Prüfung für seine Berufspiloten-Lizenz an.

Rundflüge: Christian Pfitzner lernt gerade für seine Berufspiloten-Lizenz.

Christian Pfitzner lernt gerade für seine Berufspiloten-Lizenz.

(Foto: privat)

"Die Leidenschaft fürs Fliegen ist genetisch veranlagt", sagt er. Sein Vater war Pilot, seine Mutter Flugbegleiterin. Mit einer Sondergenehmigung durfte er schon im Alter von 13 Jahren seine Segelflug-Ausbildung anfangen, mit 16 durfte er sich dann offiziell Pilot nennen. Wenn er den kommerziellen Pilotenschein in der Tasche hat, will er Verkehrspilot werden. Bis dahin dreht er noch seine Runden über Bayern.

Mit dem Heißluftballon

Der Heißluftballon verträgt Wetterschwankungen nicht besonders gut. "Deswegen starten wir entweder eine Stunde nach Sonnenaufgang oder zwei Stunden vor Sonnenuntergang", sagt Ballonfahrer Andreas Schwierz. Denn von März bis Oktober seien die thermischen Aufwinde, also heiße, aufsteigende Luft, tagsüber unkontrollierbar. Aber wenn Wind und Wetter stimmen, unternimmt der 58-Jährige mit seinen Passagieren regelmäßig Fahrten bis in die Alpen.

Rundflüge: Ballonfahrer Andreas Schwierz

Ballonfahrer Andreas Schwierz

(Foto: oh)

Insgesamt kommen Schwierz und sein "Feuervogel", wie er den Ballon nennt, auf knapp 100 Ausflüge im Jahr. Die knapp 90-minütigen Fahrten sind ab 150 Euro zu buchen. "Früher konnten wir sogar über dem Oktoberfest schweben", sagt er. "Von oben auf Hunderttausende zu schauen, sie winken und rufen zu hören, ist einfach eine tolle Erfahrung."

Mittlerweile ist es allerdings verboten, über die Wiesn zu fliegen. Schwierz fährt ohnehin vor allem außerhalb der Stadt Ballon: "Wenn man etwa über den Starnberger See blickt und sich der Ballon im Wasser spiegelt, ist das für mich immer wieder ein Highlight", sagt der Ballonfahrer.

Mit der "Tante Ju"

Es gibt keinen Bordcomputer, vom Autopiloten ganz zu schweigen. Ein "fliegendes Denkmal" nennen die Piloten die Junkers Ju 52. Von 1932 an eroberte die Propellermaschine die Lüfte und war bis in die Fünfzigerjahre eines der beliebtesten Verkehrsflugzeuge. Trotz des hohen Alters fliegen manche Maschinen immer noch, so auch diejenige der Lufthansa-Stiftung.

"Mit der guten Tante Ju zu fliegen, ist wie eine Zeitreise", sagt Uwe Wendt, Chefpilot der 24-köpfigen Riege aus Elite-Kapitänen, die ins Cockpit dürfen. Das historische Flugzeug zu steuern sei etwas ganz anderes als eine moderne Linienmaschine zu fliegen, viel ursprünglicher, sagt Wendt. "Wir müssen alles manuell regeln, Instrumente gibt es so gut wie nicht." Da müsse man sich auch schon mal die Hände schmutzig machen, wenn einer der drei Motoren nicht anspringt.

Rundflüge: Nur 24 Menschen dürfen die "Tante Ju" fliegen. Uwe Wendt ist einer davon.

Nur 24 Menschen dürfen die "Tante Ju" fliegen. Uwe Wendt ist einer davon.

(Foto: oh)

Von Anfang Mai bis Ende Oktober tingelt die Ju 52 von Nord nach Süd auf Rundflug-Tournee durch die Republik, stolze 239 bis 399 Euro kosten die halb- und einstündigen Rundflüge. Voraussichtlich macht die Junkers erst im Spätsommer nächsten Jahres wieder Station in München, die Flüge starten dann in Oberschleißheim oder am Münchner Flughafen.

Wendt freut sich schon sehr darauf, denn "in München sieht vieles von oben ziemlich sexy aus". Als Fußball-Fan falle ihm da natürlich zuerst die Allianz-Arena auf, aber auch der Englische Garten oder das Nymphenburger Schloss seien sehr imposant.

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