Rote Ampel wird zum Verhängnis:Schneller Griff in fremde Taschen

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Wegen eines Verkehrsdelikts kam die Polizei einem lang gesuchten Seriendieb auf die Spur

Von Martin Bernstein

Lange hatten sie gewartet, die Beamten der Inspektion Maxvorstadt. 43 Diebstähle aus mehreren Discountern hatte es in diesem Jahr gegeben. Immer nach ähnlichem Muster - ein Griff in eine unbeaufsichtigte Einkaufstasche, in einen abgestellten Warenkorb, schon war der Geldbeutel weg, mit ihm Bares und die Scheckkarte. Langsam hatte sich für die Beamten um Inspektionsleiter Stephan Funk ein Bild ergeben, nach wem sie zu suchen hatten. Die Taschendiebstahl-Experten vom Kommissariat 65 halfen mit ihren bundes- und europaweiten Kontakten. Irgendwann gab es ein Bild, dann einen Namen dazu.

Einmal verfehlten die Maxvorstädter Polizisten den Serientäter nur um 15 Minuten. Am Dienstagvormittag kam ihrem Fleiß und ihrer Geduld dann auch Kommissar Zufall zu Hilfe. Gegen 10.50 Uhr bemerkte eine Streifenbesatzung der Polizeiinspektion einen 39-jährigen Mann, der mit einem Damenfahrrad die rote Ampel an der Kreuzung Schelling- und Türkenstraße in der Maxvorstadt überquerte. Sie wollten ihn anhalten und wegen seiner Verkehrsordnungswidrigkeit belehren. Daraufhin fuhr er auf den Gehweg und versuchte zu flüchten. Später ließ er das Fahrrad auf dem Gehweg der Türkenstraße liegen und rannte davon. Im Innenhof eines Anwesens in der Türkenstraße konnte er gestellt werden. Auf der Wache erkannten die Beamten dann, wer ihnen gerade ins Netz gegangen war - der Seriendieb, nach dem sie so lange gesucht hatten.

Drei Geldbörsen-Diebstähle aus der Maxvorstadt, aus Untergiesing und Haidhausen konnten dem eloquent und gepflegt auftretenden Mann sofort nachgewiesen werden. Die Beteiligung an weiteren Straftaten wird noch geprüft - möglicherweise hat er weit mehr als hundert derartige Delikte verübt, in der Maxvorstadt, Schwabing, Neuhausen, in ganz Deutschland, in Österreich, Italien und der Schweiz.

Der Mann sei professionell vorgegangen, sagt Konrad Raab, Leiter des Kommissariats 65. Die Ermittler wissen von zwei Tagen, an denen der 39-Jährige durch gestohlenes Bargeld und illegale Abhebungen mit geklauten Scheckkarten auf 2500 Euro Beute kam. "Wenn so jemand etwas finden will, dann findet er es auch", warnt Raab eindringlich davor, Geheimzahlen vermeintlich getarnt im Geldbeutel aufzuheben. Taschen und Einkaufswägen dürfe man nie unbeaufsichtigt lassen. Täter wie der 39-Jährige gingen "schnell und cool" vor: "Das ist eine Sache von Sekunden."

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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