Rechte Straftaten:Die Hände zum Hitlergruß erhoben

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Die Münchner Polizei hat gerade auffallend oft mit rechten Parolen und Gesten zu tun. Der Antisemitismus-Beauftragte der Staatsregierung ist alarmiert.

Von Martin Bernstein

Die Münchner Polizei hat drei Jugendliche aufgegriffen, die beim Feiern an der Isar die erste Strophe des Deutschlandlieds gesungen und den Hitlergruß gezeigt haben. Passanten hatten eine Streife der Polizei-Reiterstaffel auf das betrunkene Trio aufmerksam gemacht, das am Freitagabend gegen 18.30 Uhr an der Mariannenklausenbrücke in Thalkirchen sein Unwesen trieb.

Die berittenen Beamten holten ihre Kollegen von der Inspektion 29 zu Hilfe, diese nahmen die Personalien der 15, 16 und 17 Jahre alten Jugendlichen auf und riefen dann die Eltern, die ihre Sprösslinge abholen mussten. Die drei müssen sich jetzt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten.

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Dasselbe blüht einem 54-jährigen Mann mit bosnischem und niederländischem Pass. Er hatte sich einer Kontrolle im Alten Botanischen Garten widersetzt und den Münchner Polizeibeamten mehrmals den Hitlergruß gezeigt. Der Mann wurde festgenommen. Die Kontrolle am späten Montagnachmittag hatte sich gegen die Trinkerszene gerichtet, die sich in dem Park nahe dem Justizpalast immer wieder einfindet.

Derweil sind die Münchner Staatsschützer weiter dem Neonazi auf der Spur, der Eltern, Kinder und Erzieherinnen in Unterhaching ängstigt. Der Mann hatte vergangene Woche Drohbriefe mit Todesdrohungen gegen jüdische und muslimische Kinder an Kindergärten adressiert und ein Ultimatum gestellt.

Der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle, hat den Trägern der Kindertageseinrichtungen angeboten, sie "in der Phase der Aufarbeitung der jüngsten Vorfälle antisemitischer Bedrohung zu begleiten" und für sie als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen. "Wir dürfen nicht tatenlos zuschauen, dass kriminelle Personen unseren Kindern Gewalt androhen und sie gefährden", sagte Spaenle am Dienstag.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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