Räuberpärchen vor Gericht:Albtraum auf dem Parkplatz

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Die Angeklagte Beata V. verbirgt ihr Gesicht vor Gericht unter einer dicken braunen Daunenjacke. (Foto: dpa)

Das Pärchen hat eine Autofahrerin mit brutaler Gewalt gekidnappt und anschließend beraubt, nun hat in München der Prozess begonnen. Das Opfer ist bis heute schwer traumatisiert, dem Angeklagten droht eine mehrjährigen Haftstrafe und anschließende Sicherungsverwahrung.

Von Andreas Salch

Beata V. verbirgt ihr Gesicht unter einer dicken braunen Daunenjacke. Keiner soll sie auf Fotos erkennen, wie sie von einer Justizwachtmeisterin an einer Handfessel zur Anklagebank geführt wird. Ganz anders ihr Mann Richard H. Der 37-Jährige liebt offenbar die große Geste. Kein bisschen verlegen, sondern beinahe verschmitzt lächelt er in die Kameras der Fotoreporter und ist zum Scherzen mit dem Vorsitzenden Richter der 9. Strafkammer am Landgericht München I aufgelegt.

Doch die Situation ist ernst. Richard H. droht außer einer mehrjährigen Gefängnisstrafe auch noch die nachträgliche Sicherungsverwahrung. Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihn und seine Frau Beata V., 27, unter anderem Anklage wegen gemeinschaftlichen erpresserischen Menschenraubes, besonders schweren Raubes sowie Computerbetruges erhoben. Staatsanwalt Benjamin Lenhart nennt die Gewalt, die die Angeklagten gegenüber ihren Opfern an den Tag gelegt hätten, "außergewöhnlich".

Ende März vergangenen Jahres überfielen H. und seine Frau laut Anklage am Park & Ride Parkplatz an der U-Bahnhaltestelle Westfriedhof Brigitte S. und sollen sie anschließend gut eine Stunde lang in ihrer Gewalt gehalten haben. Was die 51-Jährige in dieser Zeit durchmachen musste, macht sprachlos. Richard H. ist nach Angaben seines Verteidigers Hans-Jürgen Kost-Stenger geständig.

Es war gegen 19 Uhr, am 21. März 2012, als sich Brigitte S. auf dem Parkplatz gerade in ihr Auto gesetzt hatte. In diesem Augenblick kam Richard H. auf sie zu und fragte sie, ob er sie zu einen EC-Automaten fahren könne. Brigitte S. lehnte aber ab. Daraufhin zog H. eine Druckluftwaffe hielt die Fahrertür auf und zwang sein Opfer, sich auf den Beifahrerplatz zu setzen. Beata V. stieg unterdessen ins Fond des Fahrzeuges und fesselte sofort die Hände der Frau mit Kabelbindern hinter der Sitzlehne zusammen. Brigitte S. geriet in Panik.

Sie begann zu schreien, woraufhin Richard H. ihr "mit der Faust zweimal in den Bauch und mindestens fünfmal wuchtig in das Gesicht" schlug, wie es in der Anklage der Staatsanwaltschaft heißt. Durch die brutalen Faustschläge von Richard H. war Brigitte S.s Nasenbein ebenso wie ihre rechte Augenbodenhöhle gebrochen. Darüber hinaus erlitt sie noch weitere Verletzungen im Gesicht.

Außerdem habe der Angeklagte der völlig verängstigten Frau seine Waffe an den Kopf gedrückt und ihr gedroht, ihr in den Bauch zu schießen. Danach fuhren H. und seine Frau zusammen mit Brigitte S. zu zwei Sparkassenfilialen und zwangen sie, ihnen die Pin ihrer beiden EC-Karten preiszugeben. Doch der 51-Jährigen fielen die Zahlenreihen aus lauter Todesangst nicht ein. In den Sparkassenfilialen in der Waisenhausstraße und in der Dachauer Straße versuchte Beata V. zweimal vergeblich Geld abzuheben.

Kurz nach 20 Uhr endete das Martyrium. Richard H. und Beata V. stellten das Auto von Brigitte S. vor dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Romanstraße ab und ließen sie gefesselt im Wagen zurück. Zuvor raubten sie ihr noch ihre Papiere, ein Mobil- sowie ein iPhone und eine Armbanduhr. Brigitte S. leidet bis heute an den Folgen der Tat und ist schwer traumatisiert. Nach dem gleichem Muster wie in München überfielen Richard H. und Beata V. laut Anklage im März 2012 zudem eine 72-Jährige in Frankfurt am Main sowie eine Taxifahrerin in Wien. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 10.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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