Prozess:Vermeintlicher Mittler aus arabischem Königshaus wegen Millionenbetrug vor Gericht

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  • Der Münchner Nader K. soll einen Geschäftsmann mit falschen Darlehens-Versprechungen um mehr als 2,8 Millionen Euro betrogen haben.
  • Der 59-Jährige soll damit seinen luxuriösen Lebensstil finanziert haben. Er sitzt nun seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft.
  • Auch ein Geschäftsmann, der die Hopfenpost nahe des Hauptbahnhofes umbauen wollte, soll sieben Millionen Euro an Nader S. gezahlt haben.

Von Susi Wimmer

Ein Leben wie aus einem Hollywoodfilm: Luxus im Überfluss, eine Suite im Nobelhotel, der Aston Martin und der 500er Mercedes vor der Türe, Prostituierte und Champagner, binnen eines Jahres mehr als eine Million Euro in einem Spielcasino verzockt. Das Leben des Münchners Nader S. klingt wirklich unglaublich.

Noch bizarrer mutet allerdings an, wie der 59-Jährige seinen Lebensstil finanziert haben soll. Nader S. soll sich als Mittler einer arabischen Königsfamilie ausgegeben und binnen weniger Monate einem Geschäftsmann mit falschen Darlehens-Versprechungen über 2,8 Millionen Euro abgeknöpft haben. Die deutsche Justiz nennt das Betrug, deshalb sitzt Nader S. seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft und soll nun vor dem Landgericht München I Rede und Antwort stehen.

Vorerst sagt der 59-Jährige gar nichts. In sich zusammengesackt hockt der korpulente Mann auf der Anklagebank. Das Gesicht wirkt aufgeschwemmt, die Haut fahl. Er habe fast nur über seine Krankheiten geredet, erzählt der polizeiliche Sachbearbeiter von seinen Treffen mit Nader S. Dieser leide unter Asthma, Diabetes und Krebs. Ob das stimmt, wird zu prüfen sein. Generell wird der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf sich durch einen Dschungel von dubiosen Anlegergesellschaften, unergründlichen Bargeldflüssen und unglaublichen Geschichten auf die Suche nach der Wahrheit machen müssen.

Bei Nader S. sieht es die Staatsanwaltschaft folgendermaßen. Er soll eine Firma gegründet haben, die Immobilien, Finanzierungen und Kapitalanlagen vermittelt. Im Jahr 2015 lernte Nader S. Johannes S. kennen, seinerseits Geschäftsführer und Gesellschafter von diversen Anlegergesellschaften. Der gebürtige Syrer Nader S. soll ihm vorgegaukelt haben, gute Kontakte zur Königsfamilie in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu unterhalten und Darlehen der Familie in Millionenhöhe an Johannes S. vermitteln zu können. Auch seine eigene Firma, soll Nader S. gesagt haben, verfüge über ein Kapital von 250 Millionen Euro und könne ebenso Darlehen gewähren. Dann soll Nader S. sein Opfer peu á peu ausgenommen haben.

Einmal soll Nader S. vorgegaukelt haben, er müsse in Abu Dhabi einen Haftbefehl abwenden und benötige 185 000 Euro, dann legte er Johannes S. einen Darlehensvertrag in Höhe von 25 Millionen Euro vor und verlangte eine Vorleistung von einer halben Million. Dann behauptete er, er könne ein Darlehen des arabischen Investors Abdullah R. in Höhe von 100 Millionen Euro eintüten, benötige aber als Vorauszahlung 800 000 Euro sowie einen Aston Martin Rapide.

So sollen insgesamt 2,8 Millionen Euro in die Tasche von Nader S. geflossen sein. Barzahlung war in der Geschäftsbeziehung offenbar üblich, ebenso wie das gemeinsame Amüsement. Man traf sich in einem Nobelhotel in Bad Homburg, wo Nader S. von dem ergaunerten Geld Johannes S. einlud. Man mietete zwei Suiten an, verbrachte die Nächte im Spielcasino oder in Begleitung von Prostituierten.

Im Laufe der polizeilichen Ermittlungen stieß der Beamte noch auf weitere Opfer, die Nader S. mehrere Hunderttausend Euro zahlten, in Erwartung eines hohen Darlehens. Doch keiner von ihnen wollte Anzeige gegen den mutmaßlichen Betrüger erstatten. "Ich denke, denen ist das peinlich", meinte der ermittelnde Beamte. Nader S. soll die Kunden nach Dubai eingeladen und Treffen mit mutmaßlichen Mitgliedern der Königsfamilie und reichen Scheichs arrangiert haben. Aber angeblich seien nie konkrete Namen genannt oder Visitenkarten ausgetauscht worden.

Ein anderer Geschäftsmann, der die Hopfenpost nahe des Hauptbahnhofes umbauen wollte, soll an Nader S. sogar sieben Millionen Euro in Erwartung eines 240-Millionen-Euro-Darlehens gezahlt haben. Der Mann sei erst nach zweiter Vorladung bei der Polizei erschienen, "er hat sofort abgeblockt", sagt der Polizist.

Richard Beyer, einer der Anwälte von Nader S., glaubt, dass die bisherigen Ermittlungen der Polizei nur eine Seite der Medaille zeigen. "Ich bin gespannt auf die Ausführungen von Johannes S.", sagt er. Die sollen am heutigen Dienstag vor dem Landgericht München I folgen.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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