Prozess:Shisha-Bar mit Schreckschusspistole überfallen

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21-jähriger Azubi räumt die Tat vor Gericht ein. Er soll das Geld für Alkohol und Drogen gebraucht haben

Von Andreas Salch

Nachdem etwas mehr als zwei Stunden vergangen sind, verliert Kevin G. ( Name geändert) die Fassung und beginnt zu weinen. "Du rennst mit dem Kopf gegen die Wand, bis etwas passiert. Und so ist es auch gekommen", schluchzt der 21-Jährige. Dies seien die Worte seiner Eltern gewesen. Sie sitzen am Mittwochvormittag im Zuschauerraum des Sitzungssaals B 177 im Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße, ihr Sohn Kevin auf der Anklagebank der 1. Großen Jugendstrafkammer. Kevin G. hat eine Shisha-Bar in der Verdistraße überfallen und ausgeraubt. Er habe "wie in einer Blase gelebt", berichtet er Richter Stephan Kirchinger. Diese Blase sei durch die Untersuchungshaft "zerplatzt."

Bei dem Überfall in den frühen Morgenstunden des 15. Oktober 2016 schoss der 21-Jährige mit einer täuschend echt aussehenden Schreckschusspistole einmal in die Luft und zweimal Richtung Boden. Einige der Gäste gerieten in Panik und rannten schreiend aus der Bar. Aus Angst, erschossen zu werden, übergab ein Mitarbeiter der Bar Kevin G. seine Kellnerbörse mit den Tageseinnahmen in Höhe von rund 900 Euro. Der 21-Jährige, der eine Plastikmaske trug, konnte unerkannt entkommen. Er floh mit einem Rennrad, das ihm seine Oma geschenkt hatte.

Außerdem legt die Staatsanwaltschaft dem Azubi den Besitz verbotener Waffen, Beleidigung sowie vorsätzliche Körperverletzung zur Last. Am schwersten wiegt jedoch der Überfall auf die Shisha-Bar. G.s Verteidiger, Rechtsanwalt Berthold Braunger, sagt zu Beginn der Verhandlung, er wolle "nicht lange drum herum reden", die Vorwürfe aus der Anklage würden weitgehend zutreffen. Der Überfall seines Mandanten sei eine "Schnapsidee" gewesen. Er habe Geld gebraucht für Alkohol und Drogen und um seine Schulden bei einem Dealer zu bezahlen.

Vor der Tat habe er Whiskey und zwei Gläser Wein getrunken, "irgendeinen Billigfusel", sagt der Angeklagte. Dazu ein Mix aus verschiedenen Medikamenten und Amphetamin. "Gefühlstechnisch" habe er sich "komplett weggeschossen". Dann habe er sich auf sein Rennrad gesetzt und sei die Verdistraße rauf und runter gefahren. Erst habe er einen Schnellimbiss überfallen wollen. Doch der hatte schon geschlossen. Dann habe er die Shisha-Bar gesehen. "Ich habe ein paar Mal tief Luft geholt und bin rein", so Kevin G. Die Reaktion der Opfer habe er "nicht richtig wahrgenommen". Gut eine Woche nach der Tat wurde der Azubi gefasst.

Der 21-Jährige soll an einer Borderline-Störung erkrankt sein. Um sein Drogenproblem in den Griff zu bekommen, hätten seine Eltern ihm einen Therapieplatz besorgt gehabt. Aber er habe sich nicht eingestehen wollen, dass er Hilfe braucht, so G. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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