Prozess in München:Hoeneß-Erpresser zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt

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Fahren ohne Führerschein, Betrügereien, Beteiligung an einem Raubüberfall: Thomas S. kam nicht mehr von der schiefen Bahn herunter. (Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Der Erpresser von Uli Hoeneß ist am zweiten Verhandlungstag zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Thomas S. hatte im Mai 215 000 Euro von dem ehemaligen FC-Bayern-Präsidenten gefordert.
  • Staatsanwalt Klaus Reichenberger hatte zuvor vier Jahre und drei Monate Haft gefordert.
  • Der Verteidiger von Thomas S. verwies hingegen auf dessen verzweifelte Situation und verlangte ein milderes Urteil: zwei Jahre und sechs Monate.

Von Christian Rost

Drei Jahre und neun Monate Haft für Hoeneß-Erpresser

Im Prozess gegen den geständigen Erpresser von Uli Hoeneß ist das Urteil gefallen. Thomas S. muss für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis, wie das Landgericht München II am Dienstag mitteilte. Richter Oliver Ottmann hielt ihm zugute, dass er geständig war und dem Ehepaar Hoeneß einen Auftritt vor Gericht ersparte. Trotzdem sei es "kein Kavaliersdelikt", wie Ottmann betonte. "Sie haben die Hilflosigkeit von Herrn Hoeneß ausgenutzt." Nach seiner Verurteilung sei "der mächtige Mann auf einmal machtlos" gewesen.

Der 51-Jährige hatte bereits zum Prozessauftakt am Montag gestanden, den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München vor dessen Haftantritt mit einem Drohbrief erpresst und 215 000 Euro gefordert zu haben.

Das Urteil gegen Thomas S. will Richter Ottmann nicht in Verbindung zu dem Spruch gegen den ehemaligen FC-Bayern-Boss sehen, der wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde. "Diese Strafe hängt nicht davon ab, welche Strafe Herr Hoeneß bekommen hat. Das wäre Äpfel mit Birnen vergleichen."

Was Staatsanwalt und Verteidiger forderten

Staatsanwalt Klaus Reichenberger hatte zuvor vier Jahre und drei Monate Haft wegen versuchter Erpressung gefordert. Der Angeklagte habe zahlreiche Vorstrafen und außerdem einen hohen Betrag gefordert.

Prozess um versuchte Erpressung
:Angeklagter erspart Hoeneß Auftritt vor Gericht

"Verzweifelte Situation": Der Hoeneß-Erpresser legt vor Gericht in München ein Geständnis ab. Dem Ex-Bayernboss bleibt damit die Zeugenaussage erspart. Dieser Fall war aber offenbar nicht der einzige Versuch, Hoeneß zu erpressen.

Aus dem Gericht berichtet Anna Fischhaber

Der Anwalt von Thomas S. wies in seinem Plädoyer auf die schwierige Lage seines Mandanten hin. Er sei verzweifelt gewesen, überschuldet und schwer zuckerkrank. Außerdem habe S. die Erpressung als Spontantat begangen. Der Verteidiger verlangt deshalb eine mildere Strafe: Zwei Jahre und sechs Monate.

Für S. wäre es nicht der erste Gefängnisaufenthalt. Der 51-Jährige hat bereits elf Eintragungen im Bundeszentralregister - unter anderem wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort, Unterschlagung, Raub, Betrug und immer wieder wegen Fahrens ohne Führerschein.

Wie der Erpressungsversuch ablief

Im Mai dieses Jahres war das von einem "Mister X" unterschriebene Erpresserschreiben in Hoeneß' Haus in Bad Wiessee eingegangen. Der Verfasser betonte, er habe Kontakte, und drohte mit einem "unruhigen Haftverlauf". "Ich weiß, es klingt böse. Ist aber so." Hoeneß und seine Frau wandten sich an die Polizei und bei einer fingierten Geldübergabe wurde der Mann festgenommen.

Hoeneß sitzt seit dem 2. Juni wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro in Landsberg am Lech im Gefängnis. Weihnachten wird er voraussichtlich bei seiner Familie verbringen können, im Januar dann kann er aller Wahrscheinlichkeit nach Freigänger werden.

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