Prozess:Frauenarzt erneut wegen Totschlag vor Gericht

Es ist ein Déjà-vu am Landgericht Landshut: Zum zweiten Mal ist der frühere Erdinger Frauenarzt Michael B. angeklagt, im Dezember 2013 seine damals 60 Jahre alte, zweite Ehefrau im Streit getötet zu haben - was er nach wie vor bestreitet. Im Januar 2015 war B. mangels Beweisen freigesprochen worden. Als der Bundesgerichtshof das Urteil elf Monate später aufhob, hatte sich der 57-Jährige nach Chile abgesetzt, wo er nach einem Aufenthalt in einem Kloster wieder als Gynäkologe an einem Krankenhaus arbeitete. Im vergangenen Oktober wurde er auf ein spezielles Auslieferungsersuchen hin verhaftet und im Februar nach Deutschland überstellt. Am Mittwoch hat die Neuauflage des Totschlag-Prozesses im gleichen Sitzungssaal wie beim ersten Mal, aber vor neuen Richtern begonnen. B. scheint sich nur in einem Punkt geändert zu haben: Er hat seinen Schnurrbart abrasiert. Ansonsten verblüfft er wieder mit seinem ungemein gefassten Auftreten. Am ersten Prozesstag legte er mit ruhiger Stimme, eloquent und langatmig seine Sicht der Dinge dar. Demnach hat er nicht nur nichts mit dem Tod seiner Frau zu tun - sie wurde im Bad ihres Hauses erst brutal verprügelt und anschließend erwürgt. Der Angeklagte versuchte dem Gericht auch zu verdeutlichen, dass er gewissermaßen der letzte Mensch auf Erden wäre, der seiner geliebten Frau etwas hätte antun können.

© SZ vom 27.04.2017 / flo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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