Prozess:Federdieb steht in der Schweiz vor Gericht

Wie ein Häufchen Elend sieht der Federdieb vor Gericht in Basel zwar nicht aus, doch der Mann zeigt Reue. Er entschuldigt sich am Dienstag: für die vielen Male, die er sich mit Lügen Zugang zu Sammlungen seltener Vögel in naturhistorischen Museen, wie in München in die Zoologische Sammlung in Obermenzing, verschafft hat, dafür, dass er erst einzelne Federn und später ganze Flügel ausgerupft hat. Wie ein Suchtkranker, ein Alkoholiker, der von der Flasche wegkam, hört er sich an: Er habe sich damals ein eigenes Weltbild zurechtgezimmert und gar kein Unrechtsbewusstsein gehabt. Seit 2012 mache er eine Psychotherapie. Er sei doch im Grunde ein ehrlicher Mensch. Wenige Tage vor seinem 45. Geburtstag steht der Bauverwalter vor Gericht: zwei Kinder, nicht vorbestraft, geregelte Arbeit - ein "Durchschnittsschweizer, wie er im Buche steht", wie sein Anwalt Daniel Borter sagt. Der Mann hat sich jahrelang als Experte für seltene Greifvögel an Museen gewandt: Er wolle ein Buch schreiben, Gefiedervariationen vergleichen. Die Ornithologen waren immer beeindruckt von seinem Fachwissen und haben ihn arglos in die Sammlungen gelassen.

Vier Jahre Haft fordert die Staatsanwältin, wegen Sachbeschädigung und Diebstahls. Anwalt Borter plädiert auf eine Strafe zur Bewährung. Mit ihm steht ein zweiter Mann vor Gericht, der ihm geholfen haben soll. Das Urteil wird für diesem Mittwoch erwartet.

© SZ vom 05.07.2017 / sz/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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