Prozess:Coup im Porschezentrum

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Angeklagter soll teure Autos gestohlen und verkauft haben

Von Susi Wimmer

Die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe sucht nach Worten. Sie soll den Angeklagten Robert J. beschreiben, seine kognitiven Fähigkeiten einschätzen. Sie stutzt und meint dann: "Er ist eher der Macher, als der Denker." Wie weit der 21-Jährige tatsächlich alleine gedacht hat, das muss das Landgericht München I entscheiden. Der junge Mann soll an einem Wochenende im Dezember 2016 mit mindestens zwei Komplizen aus der Tiefgarage des Mahag Sportwagenzentrums nahe dem Gasteig drei Porsche im Wert von knapp einer halben Million Euro gestohlen haben. Durch seinen Anwalt Simon Bürgler aber lässt er mitteilen, dass er von gewissen Personen zur Tat gezwungen worden sei, da diese sonst seiner Familie etwas angetan hätten. "Da hat er sich dem Druck gebeugt."

So ganz stimmig ist das alles nicht, was im Gerichtssaal B 177 vonstatten geht. Da ist zum einen der muskelbepackte Angeklagte, kahl geschorener Kopf, verkniffener Blick, der beim Anblick seiner Eltern wie ein seliges Kleinkind grinst. Auf der anderen Seite sind es die konfusen Geschichten, die den Mann umgeben. Robert J. ist gebürtiger Pole, die Familie kam vor vier Jahren nach Deutschland. Er schloss in Polen eine Kfz-Mechaniker-Lehre ab und wollte in München Fuß fassen. "In meinen Adern fließt Benzin", sagte er in Vorabgesprächen bei der Jugendgerichtshilfe. Allerdings konnte er aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse keinen Job länger als ein paar Monate halten. Gelegentlich kaufte er minderwertige Autos auf, reparierte sie, und verkaufte sie in Polen weiter.

Der Mercedes, mit dem er im September 2016 an der Grenze in Bautzen angehalten wurde, war aber wertvoller: gut 68 000 Euro - und das Fahrzeug war geklaut. Er habe damals die Hintermänner vor Gericht verraten und die hätten ihn erpresst, den Coup im Porschezentrum zu drehen, so der Anwalt. Robert J. wurde anhand von Fingerabdrücken am Tatort identifiziert. Die Porsches sind übrigens weg, ebenso die "Hintermänner". Ein Urteil wird für 29. Januar erwartet.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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