Prozess:"Besondere Tragik"

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Verteidiger wollen Milde für Aron F., der seine Adoptiv-Mutter tötete

Von Christian Rost

Im Prozess um einen spielsüchtigen Mann, der am 14. März 2014 seine Adoptiv-Mutter in Großhadern erwürgt haben soll, hat die Staatsanwaltschaft am Landgericht München I am Montag eine lebenslange Haftstrafe wegen heimtückischen Mordes gefordert. Die Verteidigung verwies auf die "besondere Tragik" des Falles und plädierte auf Totschlag. Für den Fall, dass das Schwurgericht Aron F. doch wegen Mordes schuldig sprechen sollte, forderten die Anwälte eine geringere Freiheitsstrafe "im mittleren Bereich", was in etwa zehn Jahren Haft entspräche.

Nach den Worten der Anwälte Steffen Ufer und Manuel Weber hatte der 44-Jährige einen erweiterten Suizid geplant. Der ledige Diplomchemiker bewohnte mit seiner 77-jährigen Adoptiv-Mutter ein nur eineinhalb Zimmer großes Appartement, obwohl er sich mit seinem Einkommen in einer Kanzlei für Patentrechte über monatlich 7000 Euro mehr hätte leisten können. Als Übersetzer verdiente er zudem 3000 Euro im Monat extra. Die Adoptiv-Mutter ließ ihm jedoch kaum Freiraum für eigene Vorstellungen. Sie habe ihm in ihrer "Überliebe" Freundinnen "weggebissen" und ihn auch sonst an der kurzen Leine gehalten, so die Verteidiger. Aron F. habe sich in Alkohol und Glücksspiel geflüchtet. Stundenlang saß er vor dem Computer, nachdem sich seine Adoptiv-Mutter schlafen gelegt hatte. Im Internet spielte er Roulette und Black Jack und verlor dabei große Summen. Angeblich stand er zuletzt mit 400 000 Euro in der Kreide. Als dann Anfang des vergangenen Jahres das Finanzamt 9000 Euro nachforderte und F. damit rechnete, weitere 10 000 Euro Steuern zahlen zu müssen, wandte er sich an seinen Chef. Der gewährte ihm einen Vorschuss von 9000 Euro. Das Geld verspielte der Angeklagte aber sofort. Schließlich soll er laut Anklage den Entschluss gefasst haben, seine Adoptiv-Mutter zu töten, um mit deren Schmuck wenigstens die Schulden bei seinem Arbeitgeber begleichen zu können.

Als sich Aron F. am Tattag für die Arbeit fertig machte und die 77-Jährige an ihm vorbei ging, legte er einen Arm um ihren Hals und drückte zu. Sie atmete aber noch. Dann stülpte er ihr eine Plastiktüte über den Kopf und erwürgte sie mit einem Stoffgürtel. Am diesem Freitag soll das Urteil verkündet werden.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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