Profil:Geordnete Hofübergabe

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Politische Erfahrungen sammelte Katrin Mair in einer Vielzahl von Parteiämtern. Mit ihrer Mentorin Gerda Hasselfeldt verbindet sie ihre Zielstrebigkeit und die Zurückhaltung in der Öffentlichkeit. (Foto: Toni Heigl)

Bundestagskandidatur: Katrin Mair folgt auf Gerda Hasselfeldt

Von Gerhard Eisenkolb, Türkenfeld

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt ist eine der einflussreichsten Frauen der CSU. Und dennoch gehört sie nicht zu denen, die die Öffentlichkeit suchen. Sie übt ihr Amt still und unauffällig aus, dafür aber nachhaltig. Tritt jemand wie Hasselfeldt von der politischen Bühne ab, tut sie das nicht nach dem Motto: Nach mir die Sintflut. Die Hofübergabe - schließlich hat Hasselfeldt ländliche Wurzeln - erfolgt geordnet.

Zumindest so weit das bei einem Bundestagsmandat möglich ist. Das gelang ihr nun mit der Nominierung von Katrin Mair aus Türkenfeld als CSU-Bundestagskandidatin in ihrem Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck. Hier holte die Vertraute der Kanzlerin Angela Merkel siebenmal in Folge das Direktmandat für ihre Partei, das muss genügen.

Auch wenn Hasselfeldt es nie öffentlich thematisierte, galt Mair, die 35 Jahre alte Pressesprecherin einer großen Bank, seit Langem als ihre Wunschnachfolgerin. Das ist kein Zufall, ähneln sich doch die Frauen in ihrer bodenständigen, unaufgeregten Art und in ihrem zurückhaltenden Stil, Politik zu machen. Was sie verbindet, ist nicht nur die Partei, sondern eine Art Wahlverwandtschaft. Für Mair ist die Landesgruppenchefin eine Mentorin, die sie jederzeit anrufen und um Rat fragen kann. Was aber nicht heißt, dass sie alles auch so machen würde, wie es ihr geraten wird.

Hasselfeldt entdeckte Mair und fördert sie seither zielstrebig. Trotzdem, und das zeigt, wie unberechenbar auch für Mächtige Politik sein kann, stimmten die Delegierten bei der Nominierung nur mit einer knappen Mehrheit von drei Stimmen für Mair. Ihre "Kronprinzessin" - für Hasselfeldt ist schon diese Bezeichnung ein Reizwort, das sie ungern hört - trat gegen drei Männer an und hätte durchfallen können. Tat sie aber nicht. Deswegen hat Mair nun erstmals gute Chancen, in den Bundestag einzuziehen. Zweimal hatte sie 2009 und 2013 schon vergeblich auf der Liste kandidiert.

In der CSU ist Mair eine Senkrechtstarterin. Sie war nicht einmal zwei Jahre Mitglied der CSU, der Jungen Union und der Frauen-Union, als sie die Chance bekam, auf der Liste für den Bundestag anzutreten. An Parteiämtern mangelte es ihr nie. So gehört sie seit fünf Jahren dem Geschäftsführenden Vorstand der CSU Oberbayern an. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des CSU-Kreisverbands Fürstenfeldbruck, Kreisrätin und Verwaltungsrätin im Kommunalunternehmen Kreisklinik Fürstenfeldbruck, ohne davon Aufhebens zu machen. Zudem engagiert sie sich auf Orts-, Kreis- und Bezirksebene auf zahlreichen Positionen, so war sie Gemeinderätin in Gröbenzell. Sogar ihr Lebenspartner Emanuel Staffler, der stellvertretende Bürgermeister von Türkenfeld, ist ein aufstrebendes CSU-Mitglied. So ist das nun mal, wenn man sich bei der Jungen Union kennenlernt.

Mair studierte an der TU München Biochemie und arbeitete vier Jahre lang an einem Forschungsprojekt zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Ihre Erfahrungen aus der Forschung setzte sie danach in der Öffentlichkeitsarbeit mit dem Schwerpunkt Gesundheitswesen um. Seit einem Jahr arbeitet sie in der Presseabteilung einer Großbank.

Ihr Interesse an Politik weckte ein Sozialkundelehrer am Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau, der die Schülerin politische Themen wie die Frage der Daseinsberechtigung der Nato nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bearbeiten ließ. Der CSU trat sie 2007 nach einer politischen Diskussion im Elternhaus bei. Den Anstoß gab ihre Mutter mit dem Hinweis, man könne nicht nur über Politiker schimpfen, sondern müsse auch selbst etwas tun. Erzählt die 35-Jährige solche Geschichten, beginnt oder endet sie oft mit dem für sie typischen tiefen, zufriedenen Lachen. Einem Lachen, wie es Menschen haben, die mit sich und der Welt im Reinen sind.

Das kann daran liegen, dass es in ihrem Leben noch andere Dinge gibt als Politik. Sie lief zweimal Halbmarathon, ist eine exzellente Skifahrerin, schließlich waren Vater und Mutter Skilehrer, entspannt sich bei Yoga und kocht gern. An einem Sonntag gibt es für sie nichts Schöneres, als kreuz und quer Zeitung zu lesen. Es gibt Situationen, in denen Mair nicht die Parteilinie teilt. Das sind Momente, in denen sich CSU-Politiker populistisch geben. Zu poltern ist nicht ihre Art. Dass es gerecht zugeht, ist ihr dagegen wichtig. Stellt jemand Regeln auf, an die er sich nicht hält, bringt sie das auf die Palme. Auch mit fertigen Lösungen zu politischen Fragen, die ihr wichtig sind, beispielsweise der Rente, kann und will Mair nicht aufwarten. Solche Themen lassen sich nur Schritt für Schritt lösen, sagt sie.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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