Pro:Einfach und wirkungsvoll

(Foto: SZ)

München braucht mehr Poller, weil sie Schutz bieten gegen eine reale Bedrohung

Von Thomas Schmidt

Keine andere Waffe ist so leicht zu beschaffen und gleichzeitig so grauenhaft effektiv. Seit dem Sommer 2016 sind islamistische Terroristen immer wieder mit Fahrzeugen über Menschengruppen hinweggerollt: Nizza, Berlin, London, Stockholm, Barcelona - wer glaubt, dass diese Liste in Zukunft nicht mehr länger wird, muss ein ausgewiesener Optimist sein. Oder naiv. Einen Lkw als Waffe zu missbrauchen ist viel einfacher, als eine Bombe in ein Flugzeug zu schmuggeln oder sich selbst mit einem Sprengstoffgürtel auf die Wiesn. Das ist die schlechte Nachricht.

Die gute lautet: Der Schutz gegen diese Form des Terrors ist simpel. Poller, massive Blumenkübel oder verstärkte Sitzbänke können verhindern, dass Attentäter fahrbare Waffen in Fußgängerzonen lenken. Und im Gegensatz zu vielen anderen Werkzeugen der Terrorbekämpfung greifen sie in niemandes persönliche Freiheit ein. Entsprechende Systeme erfüllen wirksam einen konkreten Zweck, deswegen sind sie mehr als eine in Beton gegossene Beruhigungspille.

Natürlich sind Poller kein Allheilmittel, selbstverständlich können Angreifer andere Waffen wählen oder auf ungeschützte Orte ausweichen. Die Tatsache, dass ein Terrorist seine Taktik anpassen könnte, darf aber nicht dafür herhalten, nichts zu tun und auf das Beste zu hoffen. Mit diesem Argument wäre jedwede Sicherheitsmaßnahme obsolet. Polizeibeamte verzichten auch nicht auf schusssichere Westen, weil ein Angreifer auf den Kopf zielen könnte. Flughäfen, Bahnhöfe, Großereignisse, Fußgängerzonen: Wo viele Menschen auf engem Raum sind, kann auch der größte Schaden angerichtet werden. Deswegen braucht es dort einen besonderen Schutz. Das gilt erst recht, wenn der Schutz vor einer realen Gefahr einfach und effektiv ist.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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