Pop:Neue deutsche Lässigkeit

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Mit dem Album "Anarchie und Alltag" ist die Antilopen Gang auf Platz eins der Charts gelandet. (Foto: Thomas Schermer)

Was "Antilopen Gang", "Annen May Kantereit" oder "Schnipo Schranke" den Spießern entgegenhalten.

Von Sophie Garbe

Schon auf ihrem Debütalbum bekannte die Antilopen Gang Farbe, als sie über "elendige Nazis" und die U2 hörende Terroristen-Braut Beate Zschäpe rappte. Genau damit trafen die Hip-Hopper einen Nerv: Die rotzig-ironische Attitüde kam so gut an, dass das zweite, wieder von den Toten Hosen verlegte Album direkt auf Platz 1 der Charts landete.

Mit dem Erfolg steht die Antilopen Gang nicht alleine da. Immer mehr junge Selfmade-Combos machen steil Karriere. Und immer mehr schaffen das mit deutschsprachiger Musik. Außer der Düsseldorfer Gang spielen gleich vier solcher Bands in diesen Tagen in München: Großstadtgeflüster (9.3.) Stabil Elite (12.3.), Schnipo Schranke (13.3., jeweils im Feierwerk) und Annen May Kantereit (13.3., Zenith). Dass Musik mit deutschen Texten immer erfolgreicher wird, ist keine Neuigkeit.

Bereits im Sommer 2015 waren erstmals alle Alben der deutschen Top-Ten deutschsprachig - hauptsächlich machten das die etablierten Rapper und Schlagerstars unter sich aus. Die jungen deutschen Bands, die nun in München spielen, sind auch erfolgreich - aber anders.

Auch wenn Annen May Kantereit nun ein paar Tausend Fans ins Zenith locken, zählen sie doch nicht zu den typischen Chart-Stürmern. Und wenn die Kritiker-Lieblinge Schnipo Schranke von "Pisse"-Geruch und die Electro-Punks Großstadtgeflüster von der "Fickt-Euch-Allee" singen, ist das weit entfernt von jedem Sarah-Connor-Hit.

Annen May Kantereit und Stabil Elite verpacken ihren Pop mit Whiskey-Stimme und Achtziger-Jahre-Klangambiente wiederum so geschickt, dass auch der hippe Student sie noch ohne Scham hören kann. Und die Antilopen Gang bedient nicht unbedingt gängige Rap-Klischees, wenn sie sich in ihrem Musikvideo mit Männern knutschend zeigt.

Alle fünf Bands sind Teil einer Musikgeneration, die sich in der Rolle des Herausforderers gefällt. Sie alle wollen nicht Mainstream, sondern eben echter als die Pop-Sternchen und anspruchsvoller als die Gangster-Rapper sein. Sie bedienen ein Publikum, das sich nach weniger Spießigkeit und mehr Lässigkeit in der deutschen Musikszene sehnt.

Antilopen Gang, Sa., 11. März, 20 Uhr, Technikum, Grafinger Str. 6, 22. Dez., Muffathalle, 089 / 21 83 73 00

© SZ vom 09.03.17 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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