Personalmangel:Sozialpädagoge gesucht

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Das neue Haus der Dominik-Brunner-Stiftung in Ramersdorf verfügt sogar über eine eigene Turnhalle (Foto: Johanniter)

Sechs Kinder warten auf einen Platz im Dominik-Brunner-Haus

Von Sven Loerzer

Angemeldet sind sie schon fürs nächste Schuljahr, ob die sechs Kinder aber rechtzeitig zum Beginn einen Platz in der Nachmittagsbetreuung des Dominik-Brunner-Hauses der Johanniter bekommen, ist immer noch ziemlich unsicher. Dabei lässt Renate Schemann, Leiterin der Einrichtung, die über insgesamt 108 Plätze für Kinder vom Krippen- bis zum Hortalter verfügt, nichts unversucht, um den einen Mitarbeiter noch zu finden, der fehlt, damit den Kindern die Betreuung gesichert werden kann. Im laufenden Jahr, dem ersten im Neubau der Dominik-Brunner-Stiftung in Ramersdorf, konnten zunächst nur 83 Plätze belegt werden. "Die Personalsituation ist katastrophal für soziale Einrichtungen", klagt Renate Schemann. In den 25 Jahren, in denen sie in diesem Bereich tätig ist, sei es noch nie so schwierig gewesen, Fachpersonal zu finden. Und zwar nicht nur Erzieher, sondern auch Sozialpädagogen.

Im letzten September, zum Start der zusätzlichen Gruppen im neuen Haus, "habe ich 15 Neueinstellungen gehabt", sagt die Einrichtungsleiterin. "Das ist sehr gut gelaufen." Allerdings fehlten ihr schon damals zwei Sozialpädagogen für eine weitere Gruppe. Eine Stelle hat sie inzwischen besetzen können. "Wir haben in jeder Gruppe eine Frau und einen Mann", jetzt fehle nur noch ein Kollege für eine Vollzeitstelle, in Frage käme sie für Sozialpädagogen, Heilpädagogen, Sonderpädagogen, Lehrer oder auch erfahrene Erzieher.

Es sei eine "tolle Gruppe" aus Zehn- bis 13-Jährigen, die alle fünfte bis siebte Klassen besuchen: "Da kann man sich fachlich austoben", sagt Renate Schemann. Gefragt ist schulische Begleitung ebenso wie soziale und emotionale. Dabei geht es um Identitätskonflikte, das Rollenverständnis, aber auch um den Hintergrund der Flucht. Im Dominik-Brunner-Haus finden Kinder aus 23 Nationen - "ein bunter Haufen" - und vielen verschiedenen Religionen Anregung, Förderung und Betreuung: "Unsere Kinder sind sehr reich an Geschichten." Der familiäre Hintergrund ist oft von schwierigen Verhältnissen geprägt.

Zur Nachmittagsbetreuung kommen die Kinder zwischen 12 und zwei Uhr und bleiben bis 19 Uhr, am Freitag nur bis 17 Uhr. Dem Sport ist einer der Abende gewidmet. Um dem Bewegungsdrang der Kinder gerecht zu werden, verfügt das Haus über eine große Turnhalle. Der Medienerziehung gilt ein weiterer Abend. Dabei soll den Kindern beigebracht werden, was man legal aus dem Internet herunterladen darf. Außerdem werden sie über das Thema Mobbing in sozialen Medien aufgeklärt. Beim Abend zu "Body&Soul" beschäftigt sich die Gruppe mit der Pubertät, der körperlichen und seelischen Entwicklung der Jugendlichen. Am vierten Abend der Woche steht dann ein Training der Sozialkompetenz auf dem Programm. Die Teams aus zwei Mitarbeitern pro Gruppe werden verstärkt durch Praktikanten oder Teilzeit-Kollegen.

Die Arbeit werde nicht nur sehr gut bezahlt, sagt Renate Schemann, sondern bringe "schöne Erfolge", etwa wenn ein Kind, dem der Schulrausschmiss drohte, dann doch seinen Weg in die Realschule nimmt. Oder wenn ein Junge, der vor allem wegen seiner schlechten Deutschkenntnisse in die Förderschule kam, nach vier Monaten Betreuung im Dominik-Brunner-Haus wieder in die Grundschule zurückkehren kann. Für solch erfolgreiche Arbeit biete das Haus von seinen Räumen und der Ausstattung her optimale Voraussetzungen. "Wir bräuchten noch viel mehr solche Häuser", schwärmt Renate Schemann. Aber am dringendsten wünscht sie sich einen Sozialpädagogen - und noch mehr ehrenamtliche Lesepaten.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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