Performance:Appell an die Menschlichkeit

Vera Botterbusch erinnert in einer Collage an die Opfer des Naziterrors

Von Stefanie Schwetz

Haidhausen - Für Vera Botterbusch sind die Ereignisse der Nazizeit bis heute unbegreiflich - diese Gründlichkeit, mit der hier Menschenleben vernichtet wurden. Seit Jahrzehnten umkreist die Journalistin, Filmemacherin und Fotografin dieses Thema immer wieder in ihren Arbeiten. Nun hat sie dazu eine Collage aus Texten, Musik und eigenen Film- und Fotodokumenten aus unterschiedlichen Zeiten ersonnen. "Souviens-toi: Erinnere dich" so der Titel dieser Arbeit.

"Es gibt nur eine Sünde, Rudolf. Hör mir gut zu! Und das ist: kein guter Deutscher zu sein." So steht es in dem Roman "Der Tod ist mein Beruf" des französischen Schriftstellers Robert Merle, aus dem neben Texten von Paul Celan, Patrick Modiano und Dokumenten aus dem Münchner Stadtarchiv gelesen wird. Fenster putzen, Gräber schaufeln, Menschen töten. All das geschieht bei Rudolf mit dem gleichen Pflichtbewusstsein. "Entmenschlichung" nennt Botterbusch dieses Phänomen, dem eine strenge Konditionierung in einem engen Korsett aus immer gleichen Regelmäßigkeiten vorangegangen ist. Mit "Souviens-toi: Erinnere dich" lässt sie die Zuschauer in diese Welt des Grauens eintauchen. Dabei konterkariert sie die Inhalte mit freigeistigen Klavierstücken des Komponisten Erwin Schulhoff, der selbst im Internierungslager starb. Hier eine Jazz-Etude, da ein leichter Boston-Walzer. Es ist ein Gedenken, das Vera Botterbusch hier inszeniert - an all die Menschen, die in den deutschen Vernichtungslagern ihr Leben lassen mussten. Und es ist ein Appell an die Menschlichkeit.

"Souviens-toi: Erinnere dich", gesprochen von Siemen Rühaak, Margrit Sartorius und Vera Botterbusch, am Klavier Laura Konjetzky, Donnerstag, 25. Januar, 20 Uhr, in der Black Box des Gasteig, Rosenheimer Straße 5.

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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