Outdoorsport-Festival:Rührt euch!

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Ob Slacklining oder Skispringen, mehr als 50 Disziplinen zum Ausprobieren lockten 50000 Besucher zur Festival-Premiere in den Olympiapark. Die Veranstaltung soll auch Nachwuchs für Randsportarten bringen

Von Christoph Koopmann

Zu Beginn bewegt sich alles noch ein wenig asynchron, als Fitnesscoach Klaus Reithmeier auf dem Coubertinplatz in Lederhosen zu sportlichen Koordinationsübungen auffordert. Mit Scherensprüngen sollen die Sportler ihre Füße seitlich auseinanderbewegen, dann wieder zusammen. Dazu sollen die Arme von vorne nach hinten kreisen - dass das einwandfrei klappt, kann man wohl an einem Sonntagmorgen um 10 Uhr nicht erwarten. Doch im Laufe des Tages entwickelte sich am Sonntag ein reges Treiben im Olympiapark, wo die Stadt zum ersten Mal ein Outdoorsport-Festival veranstaltete.

Ob Slacklining, Bouldern oder Stand-Up-Paddling - an Trendsportarten mangelte es dabei nicht. Aber auch eher klassische Disziplinen wie Skispringen, Kanufahren oder Bogenschießen wurden angeboten. Insgesamt konnten die Besucher rund 50 Sportarten ausprobieren, die allesamt eher der Peripherie abseits des Volkssports Fußball zuzurechnen sind.

Dazu gehört auch, mit Steigbügeln und Pickeln an Eiswänden hochzukraxeln. Bei herrlichen 18 Grad und Sonnenschein hält Eis nicht allzu lange, deswegen wurde der Untergrund im Olympiapark mit Kaltschaum simuliert. Doch auch ohne Eis ist es schwierig genug, den sechs Meter hohen Kletterturm zu besteigen - zumindest für einen Laien. Hat man die Eispickel oder die Steigeisen an den Stiefeln nicht tief genug in den Untergrund geschlagen, ist man schneller wieder unten, als einem lieb ist. "Selbst wenn man oft an Felswänden klettert, ist das hier ganz ungewohnt", sagte Kletterprofi Jens Gruber. Deswegen gilt: "Der Kletterer sollte immer mit drei Punkten fest im Eis stecken und sich nur mit einem hocharbeiten", erklärte Gruber.

Eisklettern ist eine von vielen Sportarten, die sich neben dem Marktführer Fußball nur schwer durchsetzen können. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein paar Meter neben dem Kletterturm tanzten junge Frauen auf einer Bühne Zumba, viele im Publikum machten begeistert mit. Danach zeigte eine Fitnesstrainerin Yoga-Übungen, woraufhin sich vor der Bühne einige in flamingoartiger Pose dazugesellten.

Yoga, das geht nicht nur im Trockenen. Auch auf Surfbrettern kann man sich an akrobatischen Entspannungsübungen versuchen, beim Stand-Up-Paddling nämlich. Dabei geht es darum, auf herkömmlichen Windsurf-Brettern im Stehen zu paddeln. Beim "SUP", wie der Sport in der Szene abgekürzt wird, kann es durchaus mal feucht werden - vor allem, wenn man auf einem wackligen, weil dünnen Brett paddelt. "Wer zu schnell auf ein schmales Brett steigt, landet auch mal im Wasser", sagte Wirschum. Aber im Grunde sei der Sport für jedermann geeignet, "vom Kind bis zur Oma". Wirschum gefällt am Paddeln vor allem die Nähe zur Natur. "Wenn du auf dem Board ganz sanft übers Wasser gleitest, dann störst du keine Tiere und kannst alles hautnah erleben", sagte er. Hier im Olympiapark wolle er den Leuten einen Einblick geben, wie schön das ist.

Wem es auf dem Surfbrett nicht aufregend genug war, konnte sich auch auf zwei Bretter wagen. Beim Outdoorsport-Festival war dafür eine kleine Skisprungschanze aufgebaut, auf der vor allem Nachwuchs-Adler im Grundschulalter ihre Fliegerqualitäten testeten. Angeleitet wurden sie dabei vom Skisprung-Olympiasieger Andreas Wellinger. "Ihr müsst beim Anlauf ganz tief in die Knie gehen und den Körperschwerpunkt weit nach vorn verlagern", erklärte Wellinger. Obwohl nicht jeder einen Telemark hinlegen konnte, ließen die vielen leuchtenden Kinderaugen darauf schließen, dass der Bayrische Skiverband womöglich ein paar Nachwuchs-Springer bekommt.

Beim ersten Outdoorsport-Festival im Olympiapark konnten die Besucher rund 50 ungewöhnliche Sportarten kennenlernen - zum Beispiel Skispringen. (Foto: Stephan Rumpf)

Dass vor allem Randsportarten mehr Nachwuchs bekommen, ist eines der Anliegen, die das Referat für Bildung und Sport mit dem Outdoorsport-Event verfolgt. "Die Münchner sollen kennenlernen, was man hier so alles machen kann", sagte Sportstadträtin Verena Dietl (SPD). "Also: Probieren Sie alles aus", rief sie den Besuchern zu. Mehr als 50 000 Besucher folgten dem Aufruf, den ganzen Tag über war der Olympiapark mit sportbegeisterten Menschenmassen geflutet.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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