Orientalisches Sommerfestival:Kamelrennen in der Münchner Theresienwüste

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Kurz vor dem ersten Kamelrennen in München im August 2000 legte "Elvis" sich lieber in den Sand der Trabrennbahn in Daglfing, als zu zeigen, wie schnell er ist. (Foto: DPA)

Kamele, die von Robotern geritten werden, 370 Lastwagenladungen Sand und Pagodenzelte: Die reichen Golfstaaten wollen 2015 auf dem Oktoberfestgelände ein orientalisches Sommerfestival feiern.

Von Stephan Handel, München

Es gab in München schon Autorennen im Olympiastadion und Skirennen auf dem Hügel nebendran - nun aber soll eine noch skurrilere Sportart in die Stadt kommen: Ein Organisationsteam um den Ägypter Hosam Osman und den Plattlinger Event-Veranstalter Robert Wagner möchte im kommenden Jahr auf der Theresienwiese das Festival "1001 Nacht" veranstalten - und dabei eine 1,8 Kilometer lange Sandstrecke aufschütten, auf der Kamele um die Wette rennen sollen.

"Das ist ein Multi-Millionen-Projekt", sagt Robert Wagner: Die Mitgliedsländer des Golf-Kooperationsrates (GCC) sollen sich in München präsentieren und den Event auch finanzieren. Zum GCC gehören die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, der Oman, Bahrain, Kuwait und Katar. Jedes dieser Länder soll in einem jeweils 75 auf 45 Meter großen Zelt seine Besonderheiten präsentieren, was Kultur, Tourismus und Wirtschaft betrifft.

Kamele werden von Robotern geritten

Josef Schmid jedenfalls, Wirtschaftsreferent und Zweiter Bürgermeister, scheint dem Projekt positiv gegenüberzustehen: "1001 Nacht ist eine attraktive Veranstaltung", lässt er mitteilen, "ein Akt der Zuneigung aus der arabischen Welt, der auch die immer wichtiger werdenden Wirtschaftsbeziehungen Münchens in diesen Teil der Welt widerspiegelt."

Das Festival würde fast die gesamte Theresienwiese nördlich der Matthias-Pschorr-Straße bespielen. Der Renn-Rundkurs würde fast bis ans südliche Ende reichen und aus zwei Teilen bestehen: Zum einen die eigentliche Laufstrecke, für die 370 Lastwagenladungen Sand aufgeschüttet werden müssten. Zum anderen eine Auto-Fahrbahn - denn die Kamele werden nicht von menschlichen Reitern geritten, sondern von Robotern, die am Höcker des Tieres angebracht sind. Die Besitzer fahren in Autos nebenher und steuern den Roboter per Fernbedienung.

Kamel-Schau auf dem Oktoberfest gab es schon 1907

Das Festival soll vom 4. bis 7. Juni stattfinden, bei freiem Eintritt und mit den abendlichen Kamelrennen als Tages-Höhepunkt. Anlass sind laut Hosam Osman zwei Großveranstaltungen: 2020 wird die Weltausstellung zu Gast in Dubai sein, 2022 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar statt. Zudem ist München neben London das europäische Hauptziel für Gäste aus Arabien. Osman ist gebürtiger Ägypter und im Hauptberuf Director Sales für den Mittleren Osten im Hotel Mandarin Oriental in der Neuturmstraße. Ein Rennen auf der Theresienwiese würde nach Ansicht der Organisatoren in guter Tradition stehen - schließlich begann die Geschichte des Oktoberfests 1810 mit einem Pferderennen anlässlich der Hochzeit des späteren König Ludwig I. und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. 1907 fand zudem schon einmal eine Kamel-Schau auf dem Oktoberfest statt.

Neben den Kamelrennen und den Pagodenzelten mit den Länder-Präsentationen sind weitere Schwerpunkte geplant: So eine Show mit edlen Araber-Pferden sowie ein Pferde-Distanzrennen über 70 Kilometer in mehreren Tagesetappen zur Theresienwiese. Auf einer Bühne sollen sich arabische und europäische Musik-Stars präsentieren - wobei die Veranstalter allerdings von der ursprünglich geplanten Größe - 35 Meter breit - bereits abgerückt sind, weil sie erfahren mussten, dass es wohl zu größeren Problemen mit dem Lärmschutz kommen würde.

Die Kamele werden für Millionen Dollar gehandelt

Die Pläne wurden am Dienstagabend zum ersten Mal öffentlich, als sich der für die Theresienwiese zuständige Bezirksausschuss (BA) Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt mit dem Thema befasste. Neben den üblichen Bedenken, die den BA immer befallen, wenn es um zusätzliche Veranstaltungen auf dem Areal geht, gefiel vor allem der Grünen-Fraktion die Vorstellung nicht, dass 370 Lastwagen mit Sand in Bewegung gesetzt würden. Außerdem stelle sich die Frage nach dem Abtransport, wenn die Veranstaltung vorüber ist. Dieses Problem allerdings ist laut Robert Wagne gelöst: "Da kommt eine Plastikplane drunter, die mit dem Sand zusammen wieder verladen wird, dann kommt noch eine Kehrmaschine, fertig."

Ob es denn mit dem Tierschutz zu vereinbaren sei, wenn die Kamele dem Flugtransport ausgesetzt würden, wollte der BA dann noch wissen - dazu konnte Hosam Osman allerdings sagen, dass die Besitzer selbst ein Interesse daran hätten, dass die Tiere den Transport unbeschadet überstehen - sie werden für Millionen Dollar gehandelt. Am Ende vertagte der BA die Diskussion in einen Unterausschuss, was sich wohl trifft mit der momentanen Einschätzung Robert Wagners: "Ob diese Party steigt, ist völlig ungewiss."

© SZ vom 31.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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