Open-Air-Kinos:Verregnete Freiluftkino-Saison

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Bei Regen im Kino: Ein Filmabend im Freien mag bei schönem Wetter ein Vergnügen sein, bei Regen wie hier im Olympiapark kommen nur Hartgesottene. (Foto: Florian Peljak)

Der unstete Sommer machte den Betreibern dieses Jahr häufig ein Strich durch die Rechnung. Sie hadern aber auch mit dem Filmmaterial.

Von Anne Heigel

Er hat dem Wetterdienst seinen persönlichen Krieg erklärt: Hartmut Senkel, seit sechs Jahren Betreiber des Freiluftkinos im Viehhof. Seit der Saisoneröffnung Anfang Juni sind nun gut 80 Tage vergangen, an 32 Tagen mussten die Vorstellungen wetterbedingt ausfallen, also fast die Hälfte. Hartmut Senkel sagt: "Da kann mein Open-Air-Herz nicht jubeln." Normalerweise habe er bisher immer maximal zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn absehen können, ob das Wetter mitspielt oder nicht, aber nicht mal das sei diesen Sommer möglich gewesen.

Es gab auch Tage, so der Betreiber, an dem nur zehn Zuschauer einsam vor der Leinwand saßen, wo sich an schönen Tagen sonst bis zu 1000 Zuschauer einfinden. Das sei dann zwar finanziell eigentlich nicht tragbar, "aber wenn ich sie dann auch noch nach Hause schicke, sind alle traurig". Um seine Kinobesucher nach Hause zu schicken, ist Hartmut Senkel aber zu leidenschaftlich dabei. "Man muss eine Leidenschaft dafür haben, sonst würde man ein Open-Air-Geschäft in Deutschland gar nicht machen.

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Besonders gut im Freiluftkino gingen Filme mit Zwischentönen, sagt Senkel. Sein persönliches Highlight war dieses Jahr die biografische Komödie "Eddie the Eagle", in der es ein scheinbar talentfreier Sportler eben doch ganz nach oben zu Olympia schafft. Diese Art von Filmen kommt laut Senkel bei Open-Air-Fans gut an. Filme wie Star Wars würden wiederum nicht so gut zur Stimmung im Open-Air-Kino passen und daher auch nicht gut laufen.

Wenig Grund zum Jubel hatte bisher auch der Betreiber des Kinos am Olympiasee, Reinhard Straßer. Auch er musste sich wetterbedingt mit vergleichbar niedrigen Besucherzahlen zufriedengeben: "Natürlich ist das kein Rock'n'Roll dieses Jahr", aber das ist für Straßer kein Grund zur Resignation. Spaß mit den Kunden und seinem tollen Team habe er trotz schlechten Wetters.

Sein Höhepunkt dieses Jahr sind die 800 exklusiv in Italien gebauten Liegestühle, von denen die sogenannten Love-Chairs, auf denen zwei Personen Platz finden und kuscheln können, besonders gut bei den Besuchern angekommen seien. Aber nicht nur das Wetter sei ausschlaggebend für eine gelungene Freiluftkino-Saison, sondern auch das Filmmaterial.

Gute, deutsche Komödien, die viel gute Laune transportieren, eignen sich laut Reinhard Straßer besonders für das Open-Air-Kino, so wie im vergangenen Jahr "Honig im Kopf". So etwas sei dann Unterhaltung für Jung und Alt, alle könnten einen schönen Abend haben und das Kino mit einem Lächeln verlassen.

Anders sieht es dann für Straßer bei Filmen wie "The Revenant" aus, bei dem der Zuschauer trotz eindrucksvoller Bilder eher drei Stunden mitleiden müsse. Die guten Komödien haben dem Betreiber also dieses Jahr neben der Sonne ein bisschen gefehlt: "Wir stellen die Hardware, aber die Software liefert Hollywood."

Als einziges Open-Air-Kino in München hat es im Kino, Mond & Sterne an der Seebühne im Westpark keine ausgefallenen Vorstellungen wegen schlechten Wetters gegeben - das Kino hat nämlich bei allen Wetterbedingungen geöffnet. Darauf weist das Kino ausdrücklich hin. Es rät dazu, "situationsabhängige Kleidung mitzubringen. Denn schlechtes Wetter gibt es nicht. Nur gute Stimmung", heißt es im Programm. "Wer also Karten kauft, trägt das Wetterrisiko mit. Wir spielen in jedem Fall. Auch bei Niederschlägen."

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Da sind die Reihen dann zwar auch mal leerer, aber dass wirklich niemand wegen des schlechten Wetters kommt, das hat Peter Mopils, Betreiber und Gründer seit 1995, noch nie erlebt. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Unterschied aber trotzdem immens: "Wir hatten letztes Jahr einen sensationellen Sommer mit tollen Besucherzahlen. Dass das Folgejahr nicht genau so gut werden würde, war abzusehen", so Peter Mopils. Ob sich diese Saison finanziell gelohnt oder überhaupt getragen hat, könne erst aber ganz am Ende der Saison gesagt werden.

Für diese Woche sind viel Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen vorhergesagt, es gibt also doch noch Hoffnung auf den ein oder anderen perfekten Sommertag, den man im Freiluftkino entspannt ausklingen lassen kann. Und vielleicht jubelt dann sogar doch noch das ein oder andere Open-Air-Herz der Freiluftkino-Betreiber.

© SZ vom 22.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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