Online-Handel:"Fisch, wie Gott ihn schuf"

Lesezeit: 2 min

Das Unternehmen Deutsche See beliefert nun auch Privatkunden im Raum München

Von Andreas Schubert

Über den literarischen Wert von Werbeprosa lässt sich sicher streiten: "Wir liefern Ihnen den fangfrischen Fisch wie Gott ihn schuf, allerdings natürlich küchenfertig ausgenommen", preist zum Beispiel das Unternehmen Deutsche See seinen frischen Lachs an.

Nun: Bei der neuen Ausrichtung des nach eigenen Angaben größten Fischunternehmens hatte weniger der liebe Gott seine Finger im Spiel als vielmehr die firmeneigenen Marktstrategen. Denn die Deutsche See, die bisher hauptsächlich Geschäftskunden in der Gastronomie aber auch Handelsketten wie Kaufhof belieferte, drängt jetzt zunehmend ins Privatkundengeschäft. Seit dem vergangenen Wochenende können auch Kunden im Raum München unter shop.deutschesee.de im Internet Fischprodukte und frischen Fisch bestellen. Bisher gab es das Online-Angebot des Bremerhavener Unternehmens nur in Berlin, Stuttgart und Frankfurt am Main.

Dominik Hensel ist Leiter E-Commerce bei Deutsche See. Und er sieht im Online-Fischhandel noch einiges Potenzial. Bis Ende des Jahres soll der Versand an Privatkunden auf alle Metropolen Deutschlands ausgeweitet werden. Warum der Fischhändler jetzt ins Internetgeschäft drängt? "Wir wollen unser Geschäftsfeld ausweiten", sagt Hensel. Aber man wolle "sauber wachsen", sagt er. Damit spielt Deutsche See auf einen der am häufigsten genannten Kritikpunkte am wachsenden Online-Handel an. Ein Heer aus Lieferanten tuckert durch die Republik und verteilt mit den gelieferten Waren auch Unmengen an Verpackungsmüll. Das soll es bei dem neuen Liefermodell nicht geben.

So setzen andere auf Fisch spezialisierte Online-Händler auf Kühlboxen, etwa aus Styropor, in denen die Ware frisch gehalten wird, oftmals mit Hilfe von Trockeneis, also verfestigtem Kohlendioxid. Deutschlandweit agierende Anbieter wie lachskontor.de, fischkaufhaus.de, send-a-fish.de oder fish4me.de liefern mit Kurierdiensten wie UPS oder TNT. Die Versandkosten liegen wochentags zwischen 6,90 Euro und 13,99 Euro, in der Regel erfolgt der Expressversand binnen 24 Stunden. Deutsche See bringt die Ware auch einen Tag nach Bestellung - organisiert aber die Auslieferung selbst: Die eigenen Lieferanten, die vormittags mit ihren Kühlwagen die Geschäftskunden beliefern, fahren am Nachmittag und abends damit anschließend zu den Privatkunden. Styroporboxen werden dadurch überflüssig, was nach Angaben von Hensel Kosten spart und die Umwelt schont.

Dennoch blasen Lieferwagen natürlich Abgase in die Luft, weshalb Deutsche See zum Beispiel in Berlin und Hamburg auch auf Elektroautos und E-Bikes setzt. Wann diese auch in München zum Einsatz kommen, steht noch nicht fest. "Wir bauen unser E-Flotte aus", teilt ein Firmensprecher mit. Was den neuen Anbieter noch von der Konkurrenz unterscheidet sind die fehlenden Liefergebühren, dafür fällt derzeit ein Mindestbestellwert von 39 Euro an. Den zusammenzubekommen dürfte aber bei den Fisch-Preisen kein Problem sein. So kostet etwa das Kilo Lachs aktuell 10,61 Euro. Und wer sich noch einen anderthalb-Kilo-Beutel Kaisergranatschwänze dazu bestellt, wird zusätzliche 149 Euro los - man gönnt sich ja sonst nichts.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: