Öffentlicher Nahverkehr:S-Bahn-Gedränge auf Bestellung

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Die Bahn verärgert am Feiertag Ausflügler, weil sie selbst an solchen Tagen nur Kurzzüge fahren lässt. Doch die Verantwortung dafür liegt bei der Politik.

Kommentar von Christian Krügel

Feiertag, Vatertag und dazu die Aussicht auf traumhaftes Wetter: Nahezu jeder hatte sich am Donnerstag auf einen Tag im Grünen vorbereitet, seien es Dutzende Gruppen radelnder Väter, Großfamilien mit Kinderwägen oder Wanderer mit gut gepackten Rucksäcken.

Dumm nur, dass die Münchner S-Bahn auf so einen planbaren Himmelfahrts- und Ausflugtag scheinbar gar nicht vorbereitet war: Sie setzte am Donnerstag auf vielen Linien Kurzzüge ein - weshalb sich schon morgens radelnde Väter, quengelnde Kinder und bepackte Wanderer in überfüllten Wagen drängten. Die entspannte Tour ins Grüne begann für sie mit Stress und so viel Ärger, dass gewiss mancher für den nächsten Ausflug wieder ins Auto steigen wird.

Ein blöder Zufall ist die Enge in den Zügen nicht

Neu ist die drangvolle Enge an Sonn- und Feiertagen nicht: An den Adventswochenenden kamen viele S-Bahn-Nutzer gar nicht mehr in die Kurzzüge, weil die schon mit Besuchern der Christkindlmärkte voll waren. Das eigentlich Schlimme daran: Es handelt sich nicht um einen blöden Zufall an besonderen Tagen, sondern um geplantes, ja bestelltes Gedränge.

Denn wer die Bahn fragt, warum sie nur Kurzzüge fahren lässt, den verweist sie auf den Besteller: den Freistaat Bayern in Gestalt der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Diese habe für Sonn- und Feiertage eben nur eine gewisse Anzahl an Fahrten und Zügen bestellt. "Wir liefern, was wir leisten sollen und bezahlt bekommen", heißt es bei der Bahn - da könne das Wetter am Vatertag noch so schön sein. Wer mehr möchte, müsse sich schon an Verkehrsminister Joachim Herrmann wenden.

Genau das tat kürzlich erst die Haarer Bürgermeisterin Gabriele Müller. In einem Brief an Herrmann fordert sie dringend mehr Vollzüge am Sonntag, dazu mehr Nachtzüge am Wochenende. In vielen Regionen Deutschlands sei das inzwischen Standard. Was wird Herrmann ihr antworten? Er wird auf hohe Kosten verweisen - und dass die Region München halt doch unvergleichbar sei.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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