Marienplatz:Örtchen ohne Ortsangabe

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Die Suche nach einer öffentlichen Toilette am Marienplatz ist nicht ganz einfach. (Foto: Florian Peljak)
  • Die Toilettenanlage unter dem Marienplatz gibt es wegen der Umbauarbeiten nicht mehr.
  • Menschen, die nach einem stillen Örtchen suchen, müssen bis in den Innenhof des Rathauses gehen - und werden auch dort nur schwer fündig.

Von Roman Schukies, München

Japaner in Lederhosen, quirlige Amerikaner, Frauen mit Schleier. Es geht international zu auf dem Marienplatz, besonders im Sommer. Logisch, dass Touristen mal aufs Klo müssen, und Einheimische natürlich auch. Nur: wohin? Bis vor einiger Zeit bot die Toilettenanlage unter dem Marienplatz Abhilfe. Doch die gibt es seit Fortschreiten der Umbauarbeiten nicht mehr. "Nächste WC-Anlage Rathaus Innenhof Marienplatz" steht auf einem laminierten DIN-A4-Schild, dort, wo früher der Eingang zur Toilette war. Eine Übersetzung gibt es nicht. Viele Touristen suchen umliegende Geschäfte auf, die Wirte sind genervt. Auch die Handwerker im Untergeschoss des Marienplatzes wissen keinen anderen Rat: "Ich gehe immer in den Kaufhof", sagt einer. "Keine Ahnung, wo hier sonst eine Toilette ist."

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Doch selbst, wer sich auf den Weg in den Innenhof des Rathauses macht, ist erst mal ratlos. Hier gibt es keine Beschilderung, manchmal bildet sich aber vor einer Tür eine Schlange - ein gutes Indiz. Aber warum hängt nirgends ein Schild, für Momente, in denen es keine Schlange gibt? Weil das Gebäude unter Denkmalschutz stehe, heißt es.

Geld wird auch auf Englisch einbehalten

Am Drehkreuz dann eine Kuriosität: Ein Automat verlangt 60 Cent pro Toilettengang. Rentner kramen in der Tasche, Touristen wundern sich. Der Betrag gilt aber nur an guten Tagen. An schlechten Tagen werden ein oder zwei Euro fällig. Denn der Automat wechselt nur, solange das Kleingeld reicht. Wenn nicht, freut sich die Stadtkasse: "If passend zahlen is displayed no change will be returned", steht auf einem Schild. Immerhin: auch auf Englisch.

Betrieben wird die Anlage von der Münchner Toiletten GmbH, einer Tochter der Stadtwerke. Sie wurde 2013 gegründet, um die anstehende Sanierung der öffentlichen Klos zu stemmen. Seither sind die kostenpflichtig. Und wie kommt es zu dem seltsamen Betrag? "Das Nutzungsentgelt wurde vom Stadtrat festgelegt", erklärt die Pressestelle der Stadtwerke. Wie oft es vorkomme, dass der Automat nicht wechsle, werde nicht erfasst. Aber das Problem ist erkannt: "Die Wechselgeldausgabe wird derzeit optimiert."

© SZ vom 24.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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