Odeonsplatz:3000 Bauern protestieren gegen den Milchpreisverfall

Lesezeit: 1 min

Landwirte protestieren in München gegen sinkende Milchpreise. (Foto: dpa)
  • 3000 Landwirte haben am Münchner Odeonsplatz gegen den Vefall der Milchpreise demonstriert.
  • Ihre Forderung: Die EU soll die Überproduktion von Milch stoppen.
  • Allein in Bayern beziffert der Michbauernverband die Verluste binnen Jahresfrist auf wenigstens 656 Millionen Euro.

Von Christian Sebald, München

Die Wut der Milchbauern wächst: Am Dienstag demonstrierten 3000 Landwirte mit 500 Traktoren in München auf dem Odeonsplatz und vor der Staatskanzlei gegen den Verfall der Milchpreise. Ihre lautstark vorgetragene Forderung: Die EU soll die Überproduktion von Milch in Europa stoppen. Dazu sollen die Bauern Milchlieferungen an ihre Molkereien drosseln.

Als Ausgleich, so der Milchbauernverband BDM, sollen sie dafür eine Prämie bekommen. Die Kundgebung war Abschluss einer einwöchigen Sternfahrt von Milchbauern durch Deutschland, auf der sie auf ihre Misere aufmerksam gemacht haben. Für den BDM-Chef Romuald Schaber war sie freilich der Auftakt zu weiteren Protesten. "Wir werden nicht sang- und klanglos untergehen", rief Schaber den Bauern unter tosendem Applaus zu. "Wir werden um unsere Höfe kämpfen."

Wen die Bauern für den Preisverfall verantwortlich machen

Für Schaber hat die Krise eine zentrale Ursache: die Liberalisierung des Milchmarktes, die zuletzt in der Abschaffung der Milchquote gipfelte. Seither können die Milchbauern in der EU so viel Milch an die Molkereien liefern, wie sie wollen. Dies führt aus Schabers Sicht zwangsläufig zu einer Überproduktion immer größeren Ausmaßes. Die Folgen sind der Verfall des Milchpreises und ein dramatischer Verdrängungswettbewerb unter den Bauern.

Verantwortlich für die Liberalisierung des Milchmarktes sind für den BDM in aller erster Linie die CSU und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die CSU, weil sie seit vielen Jahren und auch jetzt mit Christian Schmidt den Bundeslandwirtschaftsminister stellt und all die Zeit der kompletten Liberalisierung des Milchmarktes nichts entgegengesetzt habe. Bundeskanzlerin Merkel, weil sie die Politik der CSU stets toleriert habe. "Schmidt lehnt jeden Eingriff in einen vermeintlich freien Markt ab und fordert gleichzeitig eine Art Duldungsstarre von uns Milchbauern", rief Schaber. "Wir sollen alles brav über uns ergehen lassen, was der freie Markt für uns bereithält. Das nehmen wir nicht hin."

Die Lage der Milchbauern ist tatsächlich bedrohlich. Allein in Bayern beziffert der BDM ihre Verluste binnen Jahresfrist auf wenigstens 656 Millionen Euro. Bundesweit addierten sie sich auf 3,1 Milliarden Euro. Experten sprechen bereits von einer Milchkrise wie im Jahr 2009. Damals war der Milchpreis auf weniger als 25 Cent gefallen.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Milchbauern in der Krise
:"All dieser Aufwand hat seinen Preis"

Als einzige Molkerei Deutschlands zahlt Berchtesgadener Land den Landwirten 38 Cent pro Liter Milch. Geschäftsführer Bernhard Pointner über Fairness und die Bereitschaft der Menschen, für Qualität zu zahlen.

Interview von Christian Sebald

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: