Obersendling:Rückkehr in ein Provisorium

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Vor dem Umzug: Die Eltern bezweifeln nicht, dass der Kindergarten an der Münsinger Straße saniert werden muss. (Foto: Catherina Hess)

Statt einen Neubau zu errichten, lässt die Stadt in den Ferien den Kindergarten an der Münsinger Straße sanieren. Eltern kritisieren dies als kurzsichtige Entscheidung, die wieder nur drei Jahre Bestand haben soll

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Im städtischen Kindergarten an der Münsinger Straße will sich in diesem Jahr keine Ferienstimmung einstellen. Wegen einer unmittelbar bevorstehenden Sanierung machen sich die Eltern von 48 Buben und Mädchen vielmehr Sorgen, wie es längerfristig weitergehen soll mit ihrer Einrichtung in Obersendling. Sie verstehen nicht, warum sie das 25 Jahre alte Kita-Provisorium, einen Holzpavillon, nicht endlich verlassen und in einen soliden Neubau umziehen dürfen. Dies sei ihnen, wie sie sagen, schon in Aussicht gestellt worden.

Beunruhigend finden die Mütter und Väter zudem, was für die erste Umbauphase als Ersatzlösung geplant ist: Die Kinder sollen vorübergehend im Kinderhaus an der Herterichstraße in Solln untergebracht werden, was aber nur bis 9. September und für höchstens 25 Kinder funktioniert. "Und was passiert, wenn die Baumaßnahmen in Obersendling bis dahin gar nicht abgeschlossen sind?", fragt sich Elternbeiratsvorsitzende Barbara Kessner. Ohnehin sei zu befürchten, dass der Kita-Betrieb wochenlang im Lärm und Dreck einer Baustelle vonstatten geht. Ähnlich befremdlich wie diese Aussicht kommt Kessner eine Aufforderung der Stadt vor, die Eltern mögen beim Umzug bitte mit anpacken. An der Notwendigkeit, den Holzbau an der Münsinger Straße zu sanieren, besteht indes kein Zweifel. Im Frühjahr hat ein Statiker festgestellt, dass andernfalls die Sicherheit nicht mehr gewährleistet wäre. Die Elternbeiratsvorsitzende sieht auch das kritisch. "Ist die Stadt in den vergangenen Jahren ihrer Sorgfaltspflicht um Personal und Kinder immer nachgekommen, wenn sich nun herausstellt, dass das Gebäude einsturzgefährdet ist?", will Kessner wissen. Was sie grundsätzlich nicht versteht: Immer wieder errichte die Stadt Kindertagesstätten mit Krippe und Kindergarten, um sie dann an private Träger zu vermieten. Viel näher läge es, die bestehende kommunale Kita in Obersendling endlich angemessen unterzubringen. Stattdessen werde nun ein Provisorium ertüchtigt, das wegen seiner baulichen Unzulänglichkeit anschließend auch nur wieder drei Jahre Bestand haben werde. Dem hat das Referat für Bildung und Sport allerdings widersprochen: Das Gebäude werde nach der Sanierung länger als drei Jahre nutzbar sein.

Seine Zweifel hat der Elternbeirat Anfang Juli in einem Schreiben Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) vorgetragen, die das Papier ans Referat für Bildung und Sport weiterreichte. Inzwischen liegt eine Stellungnahme vor; Kessner nennt sie "relativ inhaltslos". Das Referat verweist in seiner Antwort auf "18 gleichartige Objekte" an zwölf Standorten im gesamten Stadtgebiet, die während der Sommerferien unaufschiebbaren Baumaßnahmen unterzogen werden müssten. Man habe dafür bewusst die Ferienzeit gewählt, weil dann in den Kitas "generell nur ein eingeschränkter Betrieb" stattfinde. Dass die Arbeiten bis Ferienende abgeschlossen sind, sei vom Baureferat zugesichert worden. Die Kinder könnten somit pünktlich zum Beginn des Kindergartenjahres wieder in ihre Einrichtung an der Münsinger Straße 17 zurückkehren. Anschließend seien nur noch Arbeiten an den Freiflächen vorgesehen, die aber höchstens die Nutzung des Spielplatzes "etwas einschränken" könnten.

Im Übrigen seien die Eltern keineswegs aufgefordert worden, beim Umzug selber Hand anzulegen; man habe sie lediglich gefragt, ob sie bereit seien, beim Ausräumen eines Gartenhäuschens zu helfen. Das Bildungsreferat bestätigt die Absicht, die Jungen und Mädchen aus Obersendling vorübergehend an der Herterichstraße zu betreuen. Eine andere Möglichkeit bestehe wegen der Vielzahl parallel laufender Baumaßnahmen leider nicht. Weil nicht alle Kinder in den Sommerferien die Einrichtung besuchen, reichten 25 Plätze aus. Hoffnung auf einen raschen Umzug in vorhandene oder entstehende Neubauten macht Referatsleiterin Beatrix Zurek den Eltern von der Münsinger Straße ausdrücklich nicht. Keine Chance, weder an der Kistlerhofstraße noch am Bauernbräuweg. Aber in drei, vier Jahren könnte die Kita Münsinger Straße übergangsweise in einen Bau an der Höhenrainer Straße umziehen. "Angedacht" sei, auf dem angestammten Areal dann einen Festbau zu errichten, in den die Kita zurückziehen könnte.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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