Obersendling:Lückenschluss

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Am Schmiedberg in Obersendling kommen sich Fußgänger und Fahrradfahrer ständig in die Quere. Nun soll die Gefahrenstelle zwischen Boschetsrieder und Wolfratshauser Straße durch eine Radlerspur entschärft werden

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Mit mehr als 20 000 Kraftfahrzeugen täglich und einer Gemengelage, in der sich Fußgänger und Radler ständig gegenseitig zu behindern drohen, zählt der Bereich zwischen Schmiedberg, der Ostseite der Boschetsrieder Straße und der Wolfratshauser Straße zu den neuralgischen Punkten im Verkehrsgeschehen von Obersendling. Nach jahrelanger Diskussion hat der Bezirksausschuss (BA) deshalb beschlossen, einer Empfehlung des Kreisverwaltungsreferats zur Entspannung der Situation zu folgen.

Diese sieht vor, auf der Fahrbahn der Wolfratshauser Straße eine Radlerspur zu markieren und damit eine Lücke zu schließen. Der BA macht sich mit dieser Lösung mehrheitlich auch die Sichtweise der SPD-Fraktion zu eigen. Heftig umstritten blieb sie dennoch. Aus Sicht der Sozialdemokraten ist nun "für Radler und Fußgänger eine Erleichterung im alltäglichen Straßenverkehr" erreicht. Straßenquerungen würden vereinfacht, das Geschehen auf dem Weg durch den Park am Schmiedberg entzerrt, und die Gefahr, dass Fußgänger und Radfahrer aufeinander prallen, wirkungsvoll entschärft. "Ein sehr schöner Schritt in die richtige Richtung", kommentierte Willi Armbruster (SPD). Ähnlich argumentierten die Grünen: Es gehe um die Sicherheit der Fußgänger; denn die Radler wüssten am Schmiedberg oft nicht, wo sie fahren sollten, und wählten den Fußweg.

Das Kreisverwaltungsreferat rät mit Unterstützung des Polizeipräsidiums München seit längerem zur Schließung der Radweglücke am Schmiedberg. Die Breite der Wolfratshauser Straße variiere dort zwischen neun und 9,35 Metern, es sei also reichlich Platz, ohne großen Aufwand einen 1,85 Meter breiten Radfahrstreifen zu markieren. So würden ein Engpass beseitigt und eine verkehrssichere Ergänzung des Radwegenetzes "gemäß den aktuellen Regeln der Technik" geschaffen.

Die Fraktionen von CSU und FDP bewerten den Vorschlag trotz der positiven behördlichen Stellungnahme unverändert kritisch. "Wir halten den Übergang vom bestehenden Radweg zur vorgesehenen Radlspur baulich für problematisch und fordern vom Kreisverwaltungsreferat erstmal aussagekräftige aktuelle Pläne, denn solche liegen uns nicht vor", sagte der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU). FDP-Sprecher Richard Ladewig bestritt, dass es sich bei der mehrfach als prekär beschriebenen Stelle überhaupt um einen Unfallschwerpunkt handle und es dort zugehe "wie am Stachus". Tatsächlich führten SPD und Grünen wohl wieder mal die Behinderung des motorisierten Individualverkehrs im Schilde, mutmaßte Ladewig. Die Autofahrer zu ärgern und dafür auch noch 30 000 Euro auszugeben, wie für die Umsetzung der neuen Kreuzungsdesigns veranschlagt, hält er für unverantwortlich.

Anders als das Polizeipräsidium sieht auch die Polizeiinspektion Forstenried keinen Handlungsbedarf. "Die Unfallzahlen geben nicht her, dass da was gemacht werden müsste", sagte bei der jüngsten BA-Sitzung ein Beamter der Wache. Eine Verengung der Wolfratshauser Straße führe bei Unfällen "mit Sicherheit zu Staus", gab er zu bedenken. Zudem würden sich viele Autofahrer Schleichwege suchen, was zu neuen Problemen führe. Am Willen der BA-Mehrheit, die Situation zugunsten der Radler und Fußgänger zu bereinigen, änderte diese Aussage jedoch nichts mehr.

© SZ vom 10.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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