Obersendling:Lichtblick in der Tristesse

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Street Art und "Kulturstrand" sollen den Ratzinger Platz beleben

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Der Ratzingerplatz in Obersendling, Inbegriff urbaner Ödnis, könnte zumindest temporär ein freundlicheres Gesicht zeigen. Dafür sollen zum einen bei der ehemaligen Trambahn-Haltestelle Stellwände zur freien Gestaltung durch Streetart-Künstler und Graffiti-Sprayer errichtet werden; zum anderen soll sich der "Ratz" vorübergehend in einen "Kulturstrand" verwandeln. In beiden Fällen hat nun der Bezirksausschuss (BA) 19 mehrheitlich ein positives Votum abgegeben. Anders als die alternativ diskutierte Floßlände in Thalkirchen sei der Ratzingerplatz "hervorragend geeignet", sich irgendwann einmal in Münchens Kulturstrand zu verwandeln, hieß es im Bezirksausschuss. Eine solche Aktion würde das sonst eher trostlos wirkende Areal in Obersendling zeitweise erheblich aufwerten.

Micky Wenngatz (SPD) erinnerte in diesem Zusammenhang an eine künstlerische Aktion in der Vergangenheit, die sehr gut angekommen an diesem Ort sei. Kleinere Probleme, wie etwa ein Wasseranschluss, seien lösbar. Wegen des starken Verkehrsaufkommens am Ratzingerplatz hat allerdings die Polizei Bedenken. Trotzdem gibt der BA diesem Standort eindeutig den Vorzug vor der Floßlände, denn: Diese liege mitten im Landschaftsschutzgebiet und eigne sich deshalb nicht für ein zusätzliches Spektakel.

Das beschlossene "Experiment" mit der Street Art am Ratzingerplatz geht auf einen Antrag von vier Mitgliedern der SPD-Fraktion im BA zurück. Ihnen schwebt die Beteiligung von Hobbykünstlern und Profis gleichermaßen vor. Am Ende könnten im Rahmen eines Wettbewerbs Arbeiten ausgewählt werden, die sich möglicherweise sogar für die künftige Gestaltung des Platzes eignen, heißt es in dem Antrag. Die Umsetzung des Konzeptes soll in Abstimmung mit der zuständigen Koordinationsstelle im Kulturreferat erfolgen. Für die nötigen Stellwände und deren sturmfeste Verankerung soll gleichfalls die Stadt sorgen.

Von der geplanten Kunstaktion zeigte sich nicht zuletzt Richard Ladewig (FDP) angetan, dessen Kommentar andererseits nicht gänzlich frei war von Ironie: "Da hätten wir dann ein Zwischennutzung für die nächsten 20 Jahre." Dass aus der Umgestaltung des Ratzingerplatzes irgendwann tatsächlich etwas wird, glaubt eben längst nicht jeder.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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