Obersendling:Besser geht immer

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Seit Jahren ungenutzt: 21 000 Quadratmeter misst die große Brachfläche mitten in Obersendling. (Foto: Robert Haas)

Auf dem verwaisten, ehemaligen Siemens-Parkplatz an der Gmunder Straße sollen 350 Wohnungen entstehen. Nun gibt es einen Architektenwettbewerb

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Traumlagen sehen anders aus als der verwaiste, ehemalige Siemens-Parkplatz an der Gmunder Straße. Eingebettet in einen heterogenen Verhau aus Wohn- und Gewerbebauten, dümpelt die 21 000 Quadratmeter große Brachfläche seit Jahren ungenutzt vor sich hin. Erster Eindruck: Kann nur schöner werden. Genau dies soll jetzt geschehen, indem sich das staubige Areal in eine Siedlung mit etwa 350 Wohnungen unterschiedlicher Größe und kräftiger Durchgrünung verwandelt. Nachverdichtungskonflikte, in Obersendling sonst durchaus üblich, kündigen sich in diesem Fall nicht an. Wie sich bei einer Informationsveranstaltung im Fürstenrieder Bürgersaal zeigte, haben Anwohner und Lokalpolitiker lediglich Bedenken wegen des Verkehrs in der Gegend, der mit jedem Neubaugebiet zwangsläufig zunimmt. Das Planungsreferat hält ein Mehr an Autos jedoch ebenso für verkraftbar wie zusätzliche Fahrgäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Nach Ansicht von Experten hat die einstige Kfz-Abstellanlage an der Gmunder Straße das Potenzial für einen attraktiven "Baustein" im Quartier - mit enger Anbindung an den Ratzingerplatz, der seinerseits am Anfang einer umfassenden Neuordnung steht. Detaillierte Gestaltungsideen für das Baugelände, auf dem fünf- bis sechsstöckigen Gebäude, Kindergärten und -krippen sowie "multifunktionale, öffentlich nutzbare urbane Grün- und Freiflächen" vorgesehen sind, erhoffen sich die Planer von einem Ideen- und Realisierungswettbewerb. Vor der Sommerpause soll er abgeschlossen sein.

Die gesamte "Entwicklungsperspektive" sei auf drei bis fünf Jahr angelegt, teilte im Namen des Bauträgerkonsortiums Obersendlinger Grund/Baywobau der Leiter Projektentwicklung, Hans-Peter Holzner, mit. Das Vorhaben an der Gmunder Straße sei nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil der Transformation von ehemaligen Siemens-Liegenschaften zu Wohnzwecken.

Die Hoffnungen des Bezirksausschusses Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln richten sich primär auf neue Rad- und Gehwegverbindungen, die im Zuge des Wohnungsbaus an der Gmunder Straße entstehen könnten. Das Stadtteilgremium hat dabei vor allem eine ehemalige Bahntrasse im Auge. Dem Wunsch des Gremiums nach Bürgerbeteiligung am Planverfahren trug der Stadtrat Rechnung, als er Ende 2013 den Aufstellungsbeschluss fasste. Vom derzeitigen Baumbestand auf dem ehemaligen Parkplatz dürfte allerdings nicht viel übrig bleiben. Das machte am Info-Abend Gunhild Brandhoff vom Büro Voß Landschaftsarchitekten klar, die der Wettbewerbsjury angehört. Zum Ausgleich würde das neue Wohngebiet kräftig, möglicherweise sogar auf Dächern und an Fassaden durchgrünt und der bestehende Grünzug am Rand der versiegelten Fläche ausgebaut.

Als echte Herausforderung für Planer stellte Johannes Ernst von Steidle Architekten das Wohnprojekt in Obersendlinger Zentrallage dar; dort sei deutlich mehr zu berücksichtigen als in einer "Komfortzone". Andere Veranstaltungsredner sprachen von einem Spagat zwischen verschiedenen Nutzungsinteressen, oder, wie Marion Wolfertshofer vom Planungsreferat, von einer "Gratwanderung" zwischen der Baudichte einerseits, sowie der Berücksichtigung von öffentlichen Wegen, Freiflächen und sozialer Infrastruktur andererseits; insofern sei ein "Konzept mit klarer Haltung" gefragt. Die Qualität der Projektteilnehmer lasse hoffen, dass die Chance zu befriedigenden Vorschlägen genutzt werde.

Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU), gab in seiner Schlussbemerkung zu bedenken, dass man in Obersendling "beim Bauvolumen immer mehr an die Grenzen der Belastbarkeit" komme. Insofern sei er sehr gespannt, welche Lösungen die Architekten dieses Mal anbieten.

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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