Neulich, bei einer Vernissage im Oktoberfestmuseum, geschah etwas Unheimliches, so dass einige Gäste erst einmal ein ganzes Glas Bier auf ex runterspülen mussten, um den verstörenden Eindruck zu verkraften. Da erschien doch, inmitten von grundsoliden Trachtenjoppen- und Krawattenträgern, eine Frau im Faschingskostüm. Zu allem Überfluss bestand die Verkleidung nicht aus der allseits tolerierten Pappnase, sondern die Dame ging als Einhorn, mit knallbunter Perücke, Pferdekopf und so. Das war schon fast eine Provokation, mitten in der Faschingszeit das närrische Treiben so ernst zu nehmen, dass man tatsächlich daran teilnimmt. Mit Ausnahme unerschütterlicher Frohsinnsrecken wie den Damischen Rittern gilt nämlich für alle Münchner: Der Fasching ist eine Veranstaltung, die man sich allenfalls im Fernsehen anschaut, und zwar mit Abscheu, weil die Tata-Tata-Tataaa-Witze der Büttenredner eine Zumutung sind für den feinsinnigen Humor, wie er an Münchens Stammtischen gepflegt wird.
Null Acht Neun:Vom Reiz des Rausches
Lesezeit: 2 min
Der Münchner zelebriert den Biergenuss, dafür braucht er gar keinen Fasching. Und er trinkt auch nicht aus Frust, wie etwa der Augsburger
Von Wolfgang Görl
Lesen Sie mehr zum Thema