Null Acht Neun:Himmlisches Vergnügen

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Wenn Ministerpräsident Söder am Mittwoch sein Kabinett vereidigt, verpasst er einen entscheidenden Termin: Die Lufthansa lädt zum Flug mit einem ihrer neuen A 380 - und revolutioniert damit das Reisen

Kolumne von Andreas Schubert

München ist schön. Das ist nicht mehr zu leugnen, spätestens seit das der neue Ministerpräsident ganz aktuell selbst gesagt hat. Noch viel schöner dürfte Markus Söder die Stadt von kommender Woche an finden: Dann stationiert die Lufthansa fünf Airbus A 380 am Münchner Flughafen, dessen Aufsichtsratschef er ja ist. Und ein paar dieser richtig dicken Flugdinger könnte man ja auch als Zeichen des Aufbruchs Bayerns zu neuer Größe verstehen. Hat Söder jetzt so nicht gesagt, aber vielleicht kommt das ja noch irgendwann, wenn es wieder um die dritte Startbahn geht. Dumm nur, dass Söder am nächsten Mittwoch sein neues Kabinett vereidigen will - eigentlich war er an diesem Tag schon für einen Rundflug mit der A 380 gebucht, da hätte er gleich mal sein Bayernland und seine schöne Landeshauptstadt von oben herab betrachten können. Aber das lässt sich sicher nachholen.

Die Journalisten - "ganz MUC" ist, wie man hört, medial an Bord vertreten - müssen nun auf den neuen Bayern-Manager verzichten. Immerhin können sie mit andern Überfliegern, etwa dem Lufthansa- und dem Flughafenchef sowie weiteren "prominenten Gästen" anstoßen. Es sei ein "historischer Moment", wenn demnächst die ersten eigenen Dickflieger abheben, frohlockt die Airline. Und wenn sie schon Geschichte schreibt, wird sie sich auch nicht lumpen lassen. Dass der Saft zum Anstoßen mindestens aus San-Marzano-Tomaten sein wird, gilt als gesetzt. Und man darf sich schon auf all die leckeren Flugmangos und Flugananas freuen, die zum Lufthansa-Cocktail garantiert himmlisch schmecken werden.

Gut drei Stunden wird der Rundflug dauern. Und er wird etwas ganz Besonderes sein: Man startet in München, man landet in München. Das hat man ja sonst nicht so oft. Die gewöhnliche Flugplebs wird ja immer woanders aus dem Flieger geworfen und muss dann, wenn's besonders doof läuft, zwei Wochen oder länger auf Malle, den Kapverden oder sonstwo darauf warten, wieder heimgeflogen zu werden. Aber einfach so mal in der Luft herumcruisen, ohne Ziel, ohne die quälende Gewissheit, die nächste Zeit sinnlos am Strand herumflacken zu müssen - das ist wirklich mal etwas Exklusives.

All diejenigen, die dabei gewesen sein werden, werden noch ihren Enkeln von dem Tag erzählen und ihr altes Hemd mit den Tomatensaftflecken aus der Mottenkiste hervorkramen. Dass Söder nicht dabei war, dürften sie bis dahin verschmerzt haben.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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