Reparatur:Fahrradmechaniker haben den schwierigsten Job der Stadt

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Reifen aufpumpen? Dafür sperre der Mechaniker doch morgens nicht seinen Laden auf. (Foto: Catherina Hess)

Trainer des FC Bayern? Ministerpräsident und CSU-Chef? Alles nichts gegen das, was die Handwerker mit Münchens Fahrrad-Amateuren durchmachen müssen.

Kolumne von Christiane Lutz

Es gibt ein paar Berufe, die als besonders schwierig gelten und daher den Respekt der Münchner genießen. Wiesnbedienung zum Beispiel. Herzchirurg im Allgemeinen.

Trainer des FC Bayern gehörte bis vor Kurzem nicht dazu, denn es war weltbekannt, dass der Verein praktisch ganz von allein Titel gewann und ohne Ende Tore schoss, aber selbst kaum Tore reinbekam, weil da Manuel Neuer stand. Der Trainer musste nur am Spielfeldrand herumstehen und ein bisschen fuchteln. Nun ist Manuel Neuer verletzt und beim FCB läuft es so grottenschlecht, dass der Verein den Trainer Carlo Ancelotti rausgeschmissen hat. Er habe die Kabine verloren, heißt es, Uli Hoeneß sprach gar vom Feind im eigenen Bett.

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Was Ancelotti genau in Hoeneß' Bett gemacht hat, konnte noch nicht umfassend geklärt werden. Einen schwierigeren Job hat derzeit nur Horst Seehofer, der als Bayerischer Ministerpräsident nicht nur die Kabine, sondern ganze Landstriche verloren hat. Ministerpräsident - auch ein Beruf, bei dem man bisher eigentlich nicht viel falsch machen konnte: Bayern blüht, die Touristen strömen und die CSU hat die Mehrheit. Denkste.

Den allerallerschwierigsten Job aber haben nach wie vor die Handwerker in den Münchner Fahrradwerkstätten. Die Fahrradhandwerker nämlich sind tagein, tagaus der unvergleichlichen Dummheit der Radfahrer ausgesetzt. Die Spieler des FC Bayern, die wissen wenigstens, wie ein Ball aussieht. Die Münchner Radfahrer hingegen haben so was von überhaupt keine Ahnung von Rädern oder vom Fahren, geschweige denn vom richtigen Erstehen des richtigen Modells.

Mehr Weltschmerzgesicht als bei Carlo und Horst gemeinsam

Die Speichenstreichler müssen ausbügeln, was Münchens Radl-Amateure verbockt haben, bikemäßig. Das erkennt, wer einen solchen Handwerker aufsucht und etwas von ihm will. So etwas Abgefahrenes wie: Fahrrad reparieren lassen oder, noch kniffliger, mal schnell die Luftpumpe leihen, um einen müden Reifen aufzupumpen. Wer darum bittet, wird bei den Handwerkern ein Weltschmerzgesicht provozieren, wie es der Carlo und der Horst gemeinsam nicht weltschmerziger hinkriegen.

Reifen aufpumpen? Dafür sperre er doch morgens nicht seinen Laden auf. Überhaupt: Aufpumpen kostet 50 Cent. Aufpumpen nutze schließlich die Super-duper-de-luxe-Pumpe ab. Damit kannste Bälle ins Tor pusten. Unter massivem Stöhnen schafft der Mensch dann doch die offenbar tonnenschwere Luftpumpe auf die Straße, um dann über das Modell zu schimpfen, das jetzt seine Augen belästigt: mindere Qualität, wohl ein Billigkauf. Verbogen, vernachlässigt. Wer sein Fahrrad im Regen stehen lässt, der quält bestimmt auch Igelbabys. Sagt er zwar nicht, denkt er aber.

Einen Freistaat regieren oder das Triple gewinnen, das sind popelige Stützrädchen-Aufgaben verglichen mit den gigantischen Herausforderungen des Rad-Reparateurs. Sogar die Plattenhändler, eine ebenfalls von Kunden betroffene Berufsgruppe, haben schon ihr Mitgefühl ausgesprochen. Der Radfahrer indes erwägt kurz die Flucht, steckt dem Handwerker dann zwei Euro zu und freut sich auf den Winter: endlich wieder S-Bahnfahren.

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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