Bauprojekt:Neuperlach spendiert sich ein Entree

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Gewofag startet an der Carl-Wery-Straße, direkt an der U- und S-Bahn-Station, das Projekt "Perlacher Tor". Bis Ende 2018 sollen in zwei Baukörpern 327 Wohnungen entstehen, viele davon mit günstigen Mieten

Von Hubert Grundner, Neuperlach

"Ich habe die Hoffnung, dass wir schon in diesem Jahr den einen oder anderen Spatenstich sehen." Das hat der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach im Januar dieses Jahres nicht zuletzt mit Blick auf das Baugebiet an der Carl-Wery-Straße gesagt. Diese Hoffnung hat sich erfüllt: Wie die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag mitgeteilt hat, beginnt sie in diesen Tagen mit dem Bau von 327 Wohnungen. Offiziell firmiert das Projekt beim S- und U-Bahnhof Neuperlach-Süd als "Perlacher Tor" und soll einen attraktiven Eingang zur Stadt aus Richtung Süden schaffen.

Das Bauvorhaben umfasst zwei Bauabschnitte. Geplant sind auch eine Kinderkrippe mit vier Gruppen sowie zwei Tiefgaragen. Insgesamt investiert die Gewofag eigenen Angaben zufolge rund 100 Millionen Euro in das Projekt. Die Wohnungsbaugesellschaft nimmt im ersten Schritt zunächst den südlichen der beiden Baukörper in Angriff. Dort sollen insgesamt 205 Wohnungen entstehen, davon 117 Wohnungen im Fördermodell KMB (Konzeptioneller Mietwohnungsbau), 42 Wohnungen im München-Modell (Miete) und 46 weitere Wohnungen, die je nach Einkommen gefördert werden. Die Fertigstellung ist für Juni 2018 vorgesehen.

Für Anfang 2016 ist dann der Baubeginn des nördlichen Gebäudes geplant. Hier errichtet die Gewofag 122 Wohnungen, davon 59 im Fördermodell KMB, zwölf im Fördermodell München-Modell (Miete), 23 einkommensorientiert geförderte Wohnungen, 28 Wohneinheiten im Fördermodell KomPro/B mit einer sozial orientierten Hausverwaltung und eine Kinderkrippe mit vier Gruppen. Die Fertigstellung ist für Dezember 2018 geplant. "Auch in diesem Quartier wird es eine gute Mischung mit einer Streuung von verschiedenen Einkommensgruppen geben: Hier werden in ein paar Jahren rund 1000 Menschen mit geringem bis mittlerem Einkommen gut leben", sagt Klaus-Michael Dengler, Sprecher der Geschäftsführung der Gewofag, voraus.

Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Maier Neuberger Architekten aus München, das städtebauliche Konzept mit der prägnanten Form der Gebäude kommt vom Architekturbüro Von Ballmoos Krucker Architekten AG. Vorgesehen sind zwei schlangenförmige Gebäude mit sechs Geschossen und Flachdach. Rundherum gibt es private und öffentliche Grünflächen.

Das "Perlacher Tor" ist eines von vier Pilotprojekten zum neuen Modell des "konzeptionellen Mietwohnungsbaus". Für die KMB-Wohnungen gelten keine Einkommensgrenzen. "Dieses Modell der Landeshauptstadt München sieht vor, dass die Wohnungen über lange Zeit verhältnismäßig günstig vermietet werden, um Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen", erläutert Gewofag-Chef Dengler. "Wir können hier erstmalig einen großen Anteil an Wohnungen bauen, deren Vermietung nicht an Einkommensgrenzen gebunden ist. Das Angebot richtet sich zum Beispiel an 'Normalverdiener', die keine München-Modell-Förderung erhalten. Auch diese Wohnungen brauchen wir natürlich in München." Bei diesem Modells verpflichtet sich die Gewofag, die Miete der KMB-Wohnungen 60 Jahre lang nur im Rahmen der Anpassung an den Verbraucherpreisindex zu erhöhen. Der Mietpreis ist an den Münchner Mietspiegel gekoppelt.

Für beide Bauabschnitte wird der Gewofag zufolge eine Tiefgarage mit rund 270 Stellplätzen errichtet. Die geplante Kinderkrippe mit vier Gruppen werde den Bedarf der Neubauten wie auch den der umliegenden Wohnbebauung decken. Weiter heißt es, die Planungen würden dem Energiestandard des KfW-Effizienzhauses 70 entsprechen.

Das Baugebiet wird im Osten von der Carl-Wery-Straße, im Norden von der Therese-Giehse-Allee, im Westen von einem weiteren Wohngebiet und im Süden von einer Grünfläche begrenzt. Das Quartier liegt in direkter Nähe zum U- und S-Bahnhof Neuperlach Süd sowie zur Buslinie 196 und ist damit sehr gut an das öffentliche Nahverkehrsnetz angeschlossen.

In den Reihen des Bezirksausschusses war das Bauvorhaben mehrheitlich positiv gewertet worden. Kritik war allerdings schon in der Vergangenheit an der reduzierten Stellplatzquote von 0,8 geäußert worden. Die sei angesichts der bereits bestehenden Parkprobleme nicht ausreichend. Dieser Punkt sollte noch einmal überprüft und die Planung gegebenenfalls entsprechend abgeändert werden, forderte das Gremium die Gewofag in einem Beschluss vom vergangenen September auf. Ob der Appell gefruchtet hat, können die Mitglieder des Unterausschusses Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung an diesem Donnerstag, 10. Dezember, berichten. Um 19 Uhr beginnt dann im Kulturzentrum am Hanns-Seidel-Platz die nächste Sitzung des Bezirksausschusses.

Die zweite Vorhersage von BA-Chef Kauer zu Jahresbeginn lautete im Übrigen: "Ich bin mir sicher, dass die Marke von 110 000 Einwohnern noch 2015 geknackt wird." Bei Baubeginn an der Carl-Wery-Straße wird diese Stadtbezirks-Marke also vielleicht schon übertroffen sein.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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