Neue Sprengstoffdetektoren:Sniffer am Flughafen: Stinkt, aber ist nicht giftig

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Die Detektoren, die nach einer Überprüfung stillgelegt wurden, sollen nun erneut überprüft werden. Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt. (Foto: Andreas Gebert)
  • Nach der Einführung eines neuen Sprengstoffdetektors am Münchner Flughafen kam es zu einer Welle von Krankmeldungen.
  • Den Mitarbeitern ging es schlecht, sie fürchteten eine Vergiftung.
  • Ein erstes Gutachten wies auf eine Belastung mit Formaldehyd hin. Nach weiteren Gutachten gibt die Staatsanwaltschaft die Geräte nun wieder für den Einsatz frei.

Von Sebastian Krass

Die zahlreichen Krankmeldungen am Münchner Flughafen wegen angeblich giftiger Ausdünstungen aus neuen Sprengstoffdetektoren resultieren offenbar aus einer "Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände" - und nicht aus einer tatsächlichen Belastung mit giftigen Stoffen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Es deckt sich mit einem Gutachten, das die Staatsanwaltschaft Landshut hat erstellen lassen. Das Ingenieursbüro Müller BBM habe bei den Geräten "keine Grenzwertüberschreitungen festgestellt", erklärt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Wie das Thema aufgekommen war

Aufgekommen war das Thema Ende August. Die Sicherheitsfirma SGM hatte das Kontrollgerät Sniffer in Betrieb genommen. Es kann Spuren von Sprengstoff an Gepäck und Personen nachweisen. Offenbar strömten die frisch ausgepackten Geräte einen starken Geruch aus. Binnen kurzem wurde Mitarbeitern schlecht. Es war der Beginn einer Welle von Krankmeldungen. Nach einigen Tagen ließ die SGM die Geräte von der Dekra untersuchen, die stellte einen Ausstoß von Formaldehyd und anderen giftigen Stoffen fest.

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Die SGM zog den Sniffer aus dem Verkehr und ersetzte ihn durch ein anderes Gerät. Bei der Staatsanwaltschaft gingen Anzeigen gegen unbekannt wegen fahrlässiger Körperverletzung ein. Nach dem Gerätetausch hielten die Krankmeldungen an. Die SGM nahm die Ersatzgeräte außer Betrieb, immer noch meldeten sich Mitarbeiter dienstunfähig. Etwa 200 Krankmeldungen sollen es inzwischen sein. Genaue Zahlen hat die Regierung von Oberbayern, der die SGM untersteht, nicht.

Was ein LMU-Arbeitsmediziner sagt

Nachdem Patienten vorstellig geworden seien, habe man sich die Unterlagen angeschaut, erklärt Dennis Nowak, Direktor des LMU-Instituts für Arbeitsmedizin. Inzwischen hatte auch das Fresenius-Institut den Sniffer geprüft und keine giftigen Ausdünstungen festgestellt. Offenbar waren die Messergebnisse der Dekra irreführend, weil nicht realitätsnah. Die Verkettung, mit der die LMU die Eskalation erklärt, geht in etwa so: Der strenge Geruch der Sniffer könne Krankheitssymptome ausgelöst haben. Die Angst vor einer Vergiftung sei nachvollziehbar. Gerüchte hätten die Runde gemacht. Durch das Hin und Her sei die Unruhe gestiegen. So könnten auf psychosomatischem Weg Symptome entstanden sein. "Man soll nicht glauben, dass die Leute sich das eingebildet haben", sagt Arbeitsmediziner Nowak.

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Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch, hat die Geräte aber für den Einsatz freigegeben. Ob sie wirklich wieder genutzt werden, ist derzeit aber unklar. Die Regierung wartet noch auf offizielle Nachrichten von den Ermittlern. Erst dann werde über weitere Schritte entschieden, erklärt eine Sprecherin. Die SGM setzt derweil auf andere Ersatzgeräte.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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